W W W . O R G O N O M I E . J I M D O S I T E . C O M |
AutoritätDavid Holbrook, M.D.
Es hat viele Jahre gedauert, bis ich die Einfachheit von Dr. Konias Definition des Antiautoritarismus aus seinem Buch The Emotional Plague begriffen habe: Antiautoritarismus: Das soziale System, das sich auf jeder Ebene der sozialen Organisation sowohl neurotischen (irrationalen) als auch rationalen Autoritäten widersetzt. (S. 453)Dr. Konia sagt also, daß das Baby mit dem Badewasser ausgegossen wurde: Wir haben die irrationale Autorität (Autoritarismus) von uns gewiesen. Dabei haben wir aber auch die rationale Autorität verworfen. Zum Beispiel enthielt die autoritäre Tradition viele rationale Elemente – nicht den Autoritarismus selbst, sondern innerhalb der autoritären Tradition gab es eine gewisse Gesundheit, die jetzt vollständig verworfen wurde. „Rationale Autorität” bedeutet, vom Kern her zu funktionieren, da die Autorität vom Kern her kommt. „Rationale Autorität“ bedeutet also einfach gesundes Funktionieren. Rationale Autorität ist keine Form von Autoritarismus. Selbstregulierung selbst erzeugt rationale Autorität und umgekehrt. Rationale Autorität muß nicht nur in Erscheinung treten, wenn die irrationale Autorität ihren Kopf erhebt. „Rationale Autorität” bedeutet einfach, auf gesunde Weise mit Kernkontakt zu funktionieren. Es impliziert nicht Autoritarismus, daß man autoritär ist oder jemanden herumkommandiert oder ein Polizist ist oder so etwas. Die Art und Weise, wie der Begriff „Autorität“ hier verwendet wird, ist vielleicht etwas anders als das übliche Verständnis des Wortes. Das Wort „Autorität“ leitet sich vom lateinischen Wort „auctor“ ab, was „Urheber“ oder „Gewährsmann“ bedeutet. Das Wort „Autor“ leitet sich ebenfalls von „auctor“ ab. Ich denke, die Etymologie stimmt hier mit dem Konzept von Autorität überein, die aus dem Kern stammt, da der Kern in gewisser Weise der Ursprung von allem ist.
Über das Vatersein und „Autorität“Brief an den Vater eines sensiblen Teenager-Jungen [Dies ist ein Brief, den ich dem Vater eines Patienten von mir nach einer Familientherapiesitzung geschrieben habe. Die Namen und alle identifizierenden Informationen wurden geändert. Die Themen sind universell.] Hallo Paul, im Grunde versuche ich, wie immer, Brücken zwischen Ihnen und Martin zu schlagen. Wir alle leben in einzigartigen und unterschiedlichen Wahrnehmungsuniversen. Das gilt besonders für Martin. Ich denke, Sie haben im Laufe der Jahre eine fantastische Arbeit geleistet, indem Sie Ihre Herangehensweise bei ihm aufgeweicht haben. Ich glaube, daß das manchmal hilfreich war und so hoffentlich auch weiterhin in gewissem Maße. Während der Sitzung war mir klar, daß Sie sich ganz einfach wünschen, daß er sich Ihnen und Lisa und der Familieneinheit und dem Familienerlebnis gegenüber liebevoller verhalten möge. Meiner Meinung nach könnten Sie mehr Glück haben, wenn Sie es einfach so ausdrücken. Ich glaube immer noch, daß Sie ein wenig die Tendenz haben in eine Abwehrhaltung zu geraten, und statt das zu sagen, was ich hier vorschlage, könnten Sie etwas sagen wie: „Es ist mir egal, ob Du Dich so verhältst, als ob Du uns nicht mögen würdest, aber Du mußt einfach ein bestimmtes Benimm aufrechterhalten.“ Es wäre vernünftig das zu sagen, aber es ist wirklich nicht die ganze Geschichte. Ich glaube nicht, daß Sie wollen, daß er nur bestimmte Verhaltensstandards aufrechterhält, und ich glaube, daß Sie etwas bessere Ergebnisse erzielen könnten, wenn Sie es konsequenter formulieren würden. Etwa: Sie lieben ihn und Sie wünschten, er könnte sich Ihnen allen besser öffnen. Nach all dem stelle ich natürlich fest, daß Martin als Kind zu haben unglaublich schwierig ist, zumindest in gewisser Weise. Meine Bemerkungen an Sie bedeuten also nicht, daß ich das bestreite oder daß ich Ihnen die Schuld für seine Probleme gebe. Ich denke nur, daß er ein sehr einzigartiges Individuum ist und als solches einen maßgeschneiderten elterlichen Erziehungsansatz benötigt, wie es alle Kinder tun. Ich glaube nicht, daß es eine Frage der „Autorität“ ist. Ich denke, daß wahre Autorität dem Band der Liebe entspringt, das da ist. Was also für mich Sinn macht, ist nicht zu versuchen, unverletzlich zu erscheinen und in jeder Hinsicht als die Autorität aufzutreten. Sie sind die Autorität, ob Martin das anerkennt und respektiert oder nicht, weil Sie ein Vater sind. Er kann Ihnen Ihre Autorität nicht wegnehmen. Autorität kommt nicht von anderen Menschen, die Ihre Autorität respektieren. Autorität kommt von Ihnen, weil Sie schlicht eine Autorität sind. Für mich handeln die Menschen, die am besten eine Autorität sind, einfach so und geraten nicht in eine Abwehrhaltung. Sie bleiben ganz einfach weiterhin eine Autorität. Und ihr Vertrauen in ihre Autorität strahlt einfach irgendwie von ihnen aus. Tatsächlich sind sie so absolut selbstgewiß, daß sie sich in keiner denkbaren Situation abwehrend oder ungeschickt verhalten müßten. Ihre Gelassenheit zeigt ihre Autorität und daß sie tatsächlich das Sagen haben (soweit das möglich ist). Und ich glaube, daß Sie die Merkmale der Autorität, die ich hier beschreibe, recht gut erfüllen. Aber ich denke, es gibt immer noch Spielraum für Verbesserungen. Ich glaube also nicht, daß es die Autorität untergräbt, wenn man zeigt, daß man einfach ein Mensch ist und daß es weh tut, ein Vater zu sein, dessen Sohn sich oft nicht um dich oder seine Mutter zu scheren scheint. Ich konzentriere mich hier nur auf Sie, weil Sie Martin nicht ändern können. Wir können andere Menschen nicht viel ändern, nicht wahr? Alles, was wir tun können, ist, unser eigenes Verhalten gegenüber anderen Menschen anzupassen, um zu versuchen, einen besseren Weg zu finden, um eine Brücke zu ihnen zu bauen, um einen Weg hinein zu finden. Und wenn wir das geschafft haben, können sich andere Menschen bis zu einem gewissen Grad ändern. Martin ist, unter seiner Fassade, ein sehr anständiger Mensch; und das spricht für Sie und Lois. Und es war mir immer klar, wie sehr Sie, Paul, Ihren Sohn lieben und wie sehr Sie sich wünschen, daß er etwas Liebe zurückgebe. Ich denke, Sie sollten in dieser Hinsicht einfach ehrlich zu ihm sein. Wegen seines Anstands würde er, glaube ich, darauf reagieren. Und wie gesagt, ich glaube nicht, daß es Sie als Mann oder als Autorität schmälert, ihm das zu zeigen. Ich denke, daß jeder Mann, der wirklich an seine Männlichkeit und an seine Autorität glaubt, nicht dadurch bedroht ist, daß er seine Waffen fallen läßt und sein Herz jemandem zeigt, den er liebt. In Bezug auf Martin: Ein Patient, den ich etwa 12 Jahre lang gesehen habe, züchtet und trainiert Pferde. Er sprach immer über Pferdepsychologie. Ein Begriff, den er verwendete, war „Angstbeißen“. Pferde fassen nicht leicht Vertrauen. Sie können sentimental und loyal und anhänglich sein, aber sie tun es auf die Art und Weise, wie ein Pferd es tut, was oft indirekt ist. Sie stellen dich ständig auf die Probe. Sie sind von Natur aus ängstliche Tiere, weil sie entwicklungsgeschichtlich Beute sind. Deshalb werden sie aggressiv und beißen dich sogar, aber aus Angst: Angstbeißen. Ich glaube, das ist es, was Martin tut. Was für andere so schwer zu verstehen ist, ist, wieviel Angst Martin die ganze Zeit durchmacht. Ich denke, Sie haben wahrscheinlich diese Art von Angst in Ihrem Leben nicht gespürt; oder wenn doch, dann war es, als Sie jünger waren und Sie haben sie überwunden. Wir vergessen so oft, wie es war, wenn wir etwas überwunden haben. Wir wollen uns nicht daran erinnern und das schafft einen blinden Fleck in uns als Eltern. Dies ist schon ein ängstlicher Mensch! Das hat mit seiner Natur zu tun. Ich glaube nicht, daß Sie oder Lisa das verursacht haben. Er hat eine Art von Nacktheit an sich, psychologisch und emotional; deshalb hat er sich ein hartes Äußeres aufgebaut. Ich vermute, daß er sie darin etwas nachgeahmt hat! Vielleicht sind Sie beide sich also ähnlicher, als es für mich offensichtlich ist. Ist es möglich, daß Sie ihm einmal ein bißchen ähnlicher waren? Ich vermute, daß das wahrscheinlich wahr ist, obwohl ich nicht glaube, daß Sie jemals so „Martin“ waren wie Martin. Ich sehe seine Ängste als Folge einer angeborenen Sensibilität und einer angeborenen Verwundbarkeit gegenüber dem Universum. Daher kommt seine Kunst, und deshalb ist seine Kunst für ihn therapeutisch. Schauen Sie sich einfach seine Kunst an, und Sie können sehen, was in ihm vorgeht. Ich erinnere mich, daß es seine Kunst war, die Sie überhaupt erst dazu gebracht hat, ihn zu mir zu bringen. Es war so verstörend. Wie er zu sein, bedeutet, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr Dinge zu sehen und zu fühlen, die andere Menschen nicht so wahrnehmen. Wie er zu sein, bedeutet, ständig unter einer Flut von Eindrücken und Wahrnehmungen zu stehen, die einfach völlig überwältigend sind. Und das macht ihn charakterologisch paranoid. Nicht Paranoia mit all dem, was bei psychotischen Menschen vorliegt, sondern eine „mildere“ charakterologische Form. Menschen mit dieser Natur finden es schwierig, mit anderen Menschen zusammenzusein. Deshalb kämpft Martin mit der Tendenz, sich von der Welt zu isolieren. Und wenn jemand versucht, ihn aus seinem Schneckenhaus zu zwingen, kommt es bei ihm zum Angstbeißen. Menschen mit dieser Art von Natur sehnen sich danach, verstanden und richtig wahrgenommen zu werden, aber sie fühlen sich ständig mißverstanden und falsch wahrgenommen, weil es für die meisten Menschen fast unmöglich ist, zu verstehen, wie es ist, so zu sein! Menschen mit dieser Art von Natur scheinen also „ohne ersichtlichen Grund“ wütend zu werden. Ich würde empfehlen, so hart wie möglich zu versuchen, es nicht persönlich zu nehmen. Das ist Ihre Herausforderung als Vater. Erheben Sie sich darüber. Meiner Meinung nach können Sie ein sogar noch größerer Vater sein, als Sie es bereits sind, wenn Sie sich dieser Herausforderung stellen und der größere Mann sind. Indem Sie das tun, zeigen Sie, daß Sie in der Tat eine große Autorität sind – eine, der man vertrauen, die man respektieren, bewundern und lieben kann – und gleichzeitig sogar ein gutes Vorbild für ihn. All das bedeutet nicht, daß Sie ihm keine Grenzen setzen und ihm nicht sagen können, was Sie von ihm erwarten. Ich spreche davon, wie Sie es tun. Ich glaube, Sie haben sich in dieser Hinsicht in den letzten Jahren um etwa 80% verbessert. Ich glaube, man kann es noch ein bißchen mehr optimieren, und ich glaube, wenn Sie das tun, haben Sie eine bessere Chance, die Bindung zwischen ihm und Ihnen zu stärken, so daß Sie vielleicht ein bißchen mehr Kooperation von ihm bekommen und ihn dazu bringen können, die Familie ein bißchen mehr in sein Herz zu lassen. Ich denke, das ist ein erreichbares Ziel. Aber ich glaube auch, daß es Demut erfordert. Ich glaube (abgesehen von einem militärischen Kontext oder so etwas), daß die Menschen, die am besten in verantwortlicher Position agieren und die Autorität ausüben können, gleichzeitig auch die Fähigkeit haben, sich sehr bescheiden zu verhalten, wenn die Situation es erfordert. Für mich haben viele Erziehungsprobleme mit der Neigung zu tun, Demut mit Schwäche zu verwechseln. Ich glaube sogar, daß die stärksten Menschen die meiste Demut zeigen können. Das ist eine wirklich tolle Kombination: Stärke und Demut. Wenn man beides ausbalancieren kann, ist man ein Übermensch!
Die drei Schichten der biopsychischen StrukturIm folgenden beschreibt Reich seine These, wie die Unfähigkeit, in romantischer (sexueller) Liebe volle Befriedigung zu erfahren, mit dem Zusammenbruch der Sozialstruktur zusammenhängt. Wenn Reich von „Sex“ spricht, meint er „genitale Liebe“, d.h. eine Sexualität, die vollständig in die Liebe integriert ist, im Gegensatz zum lieblosen Ficken. Im Grunde sprach er also von der Fähigkeit zu lieben, von der Fähigkeit, sich an etwas auf gesunde, freie, hingebungsvolle und ungehemmte Weise hinzugeben. Die Unterscheidung zwischen sexueller Liebe und Sex im mechanischen Sinne ist entscheidend, denn was wir in der heutigen Welt sehen, ist, daß mechanischer Sex überall ist – aber wo ist die Liebe? Wo ist die Sanftheit? Wo ist Zärtlichkeit? Reich prägte 1927 den Begriff „sexuelle Revolution“. Er prophezeite, daß es, sobald die Gesellschaft die sexuelle Unterdrückung der autoritären Ära überwunden habe, ein Zeitalter des lieblosen Fickens und des gesellschaftlichen Chaos gäbe, das noch schlimmer sein würde als die autoritäre Kultur, die er selbst so energisch bekämpfte. Reich schrieb während der autoritären Ära, die in den frühen 1960er Jahren, 5 Jahre nach seinem Tod, endete. Er sagte voraus, daß nach dem Ende der autoritären Ära eine (vielleicht Jahrhunderte dauernde) Periode gewalttätigen Chaos herrschen würde, während die Menschheit versuchte, ihren Weg zu einer natürlicheren Funktionsweise zu finden, die weder autoritär, noch ein chaotischer Ausbruch der destruktiven Triebe wäre, die von der traditionellen konservativen autoritären Kultur teilweise in Schach gehalten wurden. Ich glaube, daß das, was wir heute erleben, ein Ausbruch von Sadismus ist, der aus dem Zusammenbruch der oberflächlichen Schicht herrührt, den Reich vorhergesagt und weiter unten beschrieben hat. Zusammen mit diesem Sadismus erleben wir den Ausbruch einer neuen Art von Autoritarismus, diesmal von links. Jede junge Generation spürt, daß sie im Begriff ist, in das einzutreten, was Reich die „gepanzerte“ Welt nannte, und jede Generation kämpft mächtig darum, dem zu widerstehen, und sehnt sich verzweifelt und auf krampfhafte Weise nach etwas Besserem. So ist jede junge Generation anfällig für extreme Bewegungen verschiedener Art, die eine bessere, liebevollere, menschlichere soziale Existenz versprechen. Meiner Ansicht nach sehnt sich jeder danach, diesen natürlichen „Kern“ zu finden, auf den sich Reich weiter unten bezieht, und irgendwie eine Welt aufzubauen, die sozial und politisch von diesem Kern aus funktioniert. Da es aber nie eine solche Kultur in der Menschheitsgeschichte gegeben hat, außer vielleicht in ein oder zwei kleinen isolierten „primitiven“ Kulturen, hat die Menschheit keine Ahnung, wie man eine solch natürliche, gesunde Welt aufbaut. Reich erlebte Mitte des 20. Jahrhunderts den Wirbelsturm aus rechter und linker Politik persönlich. Er sah das Scheitern beider, eine bessere Welt zu schaffen. Reich, W. (1942): Die Funktion des Orgasmus. Frankfurt: Fischer TB, 1972 Kapitel VII: Eine mißglückte biologische Revolution 3. Faschistischer Irrationalismus „Es ist nicht zu gewagt, daß die kulturellen Umwälzungen unseres Jahrhunderts durch das Ringen der Menschheit nach Wiedergewinnung der natürlichen Gesetze des Liebeslebens bestimmt sind. Dieses Ringen um Natürlichkeit und Einheit von Natur und Kultur gibt sich in den verschiedenen Formen mystischer Sehnsucht, kosmischer Phantasien, 'ozeanischer' Gefühle, religiöser Ekstasen, und vor allem im fortschreitenden der sexuellen Freiheiten bekannt; es ist unbewußt, neurotisch widerspruchsvoll, angsterfüllt, und es erfolgt oft in den Formen, die die sekundären, perversen Triebe kennzeichnen. Eine Menschheit, die jahrtausendelang gezwungen war, ihr biologisches Grundgesetz zu verleugnen und infolgedessen eine zweite Natur, die eine Widernatur ist, erworben hat, kann nur irrationale Raserei geraten, wenn sie die biologische Grundfunktion restituieren will und davor Angst hat.Die patriarchalisch-autoritäre Ära der Menschheitsgeschichte hat versucht, die sekundären asozialen Triebe durch zwangsmoralische Verbote in Schach zu halten. So kam der fragwürdige Kulturmensch dazu, ein strukturell dreifach geschichtetes Lebewesen zu werden. An der Oberfläche trägt er die künstliche Maske der Selbstbeherrschung, der zwanghaft unechten Höflichkeit und der gemachten Sozialität. Damit verdeckt er die zweite Schicht darunter, das Freudsche 'Unbewußte', in dem Sadismus, Habgier, Lüsternheit, Neid, Perversion aller Art etc. in Schach gehalten sind, ohne jedoch das geringste an Kraft einzubüßen. Diese zweite Schicht ist das Kunstprodukt der sexualverneinenden Kultur und wird bewußt meist nur als gähnende innere Leere und Öde empfunden. Hinter ihr, in der Tiefe, leben und wirken die natürliche Sozialität und Sexualität, die spontane Arbeitsfreude, die Liebesfähigkeit. Diese letzte und dritte Schicht, die den biologischen Kern der menschlichen Struktur darstellt, ist unbewußt und gefürchtet. Sie widerspricht jedem Zug autoritärer Erziehung und Herrschaft. Sie ist gleichzeitig die einzige reale Hoffnung, die der Mensch hat, das gesellschaftliche Elend einmal zu bewältigen.“ (S. 175f)
Freiheit: Ihr Zusammenhang mit psychischer, soziopolitischer und wirtschaftlicher GesundheitPsychisch gesunde Menschen neigen dazu, nach den Ursprüngen und den Lösungen für ihre Probleme bei sich selbst zu suchen. Sie fragen sich: „Was tue ich, um meine eigenen Probleme zu verursachen, und was kann ich tun, um sie zu beheben?“ Weniger psychisch gesunde Menschen neigen dazu, anderen oder der Umwelt die Schuld für ihre Probleme zu geben und die Lösungen für ihre Probleme bei externen Quellen zu suchen. Sie werden neurotisch abhängig von anderen Menschen oder Institutionen und suchen die Lösung ihrer Probleme bei diesen externen Quellen, anstatt die Hindernisse zu erkennen, die sie selbst in sich selbst haben. Das sieht man sehr deutlich im Bereich der psychischen Gesundheit: Je gesünder Menschen werden, desto mehr wird ihnen bewußt, wie sie sich selbst sabotieren und was sie selbst dagegen tun können. Ihre Art der Wahrnehmung verändert sich. Infolgedessen können sie sich wirksamer gegen neurotische zwischenmenschliche und soziologische Verstrickungen wehren und effektiver nach gesünderen Wegen suchen, sich auf Menschen einzulassen und sich an sie zu binden. Sie werden auch objektiver in ihrer Art, die Dinge wahrzunehmen. Natürlich findet gesundes Leben nicht in einsamer Abgeschlossenheit statt. Unsere Beziehungen und Verbindungen sind die wichtigsten Dinge in unserem Leben und die Träger unserer Gesundheit. Verbundenheit ist so wichtig und essentiell. Aber nur unter der Bedingung von Freiraum sind wir bei der Wahl unserer Beziehungen und Verbindungen frei. Wenn die Menschen frei wählen können, mit welchen Menschen sie sich verbinden und wie sie handeln wollen, sind die daraus resultierenden sozialen und wirtschaftlichen Systeme weitaus dynamischer und produktiver, als dies jedes totalitäre politische oder wirtschaftliche System jemals bewerkstelligen kann. Das hat sich in den letzten 100 Jahren immer wieder erwiesen, und doch verhindern Ideologie und psychosoziale Pathologie, daß die Menschen das wahrnehmen, was direkt vor ihren Augen liegt. Weil psychisch gesunde Menschen in der Lage sind wahrzunehmen, daß die Lösungen für ihre Probleme in ihnen selbst liegen, suchen sie nach mehr Freiheit und Freiraum, damit sie individuell handeln können, um ihr Leben zu verbessern. Dies gilt überall auf der Welt. Totalitäre Regierungsformen auf der rechten oder linken Seite gedeihen, wenn sich die Bevölkerung hilflos fühlt. Ein wahnhaftes Versprechen von Sicherheit nimmt überhand und entweder die rechte oder die linke Version dieser Wahnvorstellungen übernimmt die Macht. Es herrschen rechte oder linke Versionen der Paranoia. Bestimmte Einzelpersonen oder Gruppen oder Klassen oder Nationen werden zum Sündenbock gemacht, und man sagt uns, daß sie die Quelle unserer Probleme sind. Totalitaristen betreiben Bauernfängerei: Gebt uns eure Freiheit, und wir werden euch eine bessere Welt geben. Aber das ist Narrengold.
Autoritarismus, Antiautoritarismus und KontaktDies mag wie eine etwas willkürliche Anmerkung erscheinen, aber es fällt mir oft auf, daß wir, wenn wir über die antiautoritäre Transformation sprechen, einfach nur über eine bestimmte Form der Kontaktstörung im sozialen Bereich sprechen. Mit anderen Worten, was ich zu betonen versuche, ist, daß das Konzept der antiautoritären Transformation vielleicht nicht so kompliziert ist, wie es manchen von uns manchmal erscheinen mag. Dr. Konia hat den Antiautoritarismus so definiert:Antiautoritarismus: Das soziale System, das sich sowohl neurotischer (irrationaler) als auch rationaler Autorität auf jeder Ebene der sozialen Organisation entgegenstellt. (Konia, C. 2008: The Emotional Plague, Princeton, NJ: A.C.O. Press, S. 453)In einem Gespräch mit Dr. Konia vor etwa einem Jahr fragte ich ihn, ob das folgende eine zutreffende Interpretation seiner Definition sei, und er stimmte mir zu. Ich sagte, es schien mir, als beschreibe er, wie die antiautoritäre Person „das Kind mit dem Bade ausschüttet“. Das Badewasser im Autoritarismus setzt sich aus den neurotisch/irrationalen Aspekten des Autoritarismus zusammen, die sich aus seiner gepanzerten sekundären Schicht ergeben: Die Panzerung hindert den Autoritaristen daran, vollen Kernkontakt aufzunehmen, und hindert ihn so daran, vollständig funktionell zu denken. Der Autoritarist hat aber auch einen gewissen Teilkontakt zum Kern (das „Baby“) und nimmt daher instinktiv die Notwendigkeit wahr, die Kontrolle über die irrationalen Aspekte in der Gesellschaft zu behalten. So erkennt der autoritäre Mensch intuitiv, daß gepanzerte Menschen nicht in der Lage sind, gesund zu funktionieren, und deshalb Einschränkungen benötigen. Wenn man gepanzerten Menschen „Freiheit“ schenkt, bricht ihre sekundäre Schicht an die Oberfläche, mit schwerwiegenden und gefährlichen Folgen. Der antiautoritäre Mensch hat eine Mischung aus rationalen und irrationalen Motiven: der rationale Teil ist sein Wunsch, das schmutzige Badewasser, das sich aus den irrationalen Aspekten des Autoritarismus zusammensetzt, wegzuschütten. Der irrationale Teil der Motive des Antiautoritären besteht darin, das Baby (den Kern) gleichzeitig mit den im Autoritarismus enthaltenen Manifestationen des Badewassers/der zweiten Schicht wegzuschütten. Dieses Wegschütten des Kerns durch den Antiautoritären ist auf seinen mangelnden Kontakt mit dem Kern zurückzuführen, was auch dazu führt, daß der Antiautoritäre die gefährlichen Aspekte des „Freilassens“ der sekundären Schicht nicht wahrnimmt. Der Autoritarist versteht die sekundäre Schicht („Erbsünde“, „der Teufel“) intuitiv; in diesem Sinne ist sein Denken teilweise funktionell: Er spürt die Notwendigkeit, die sekundäre Schicht einzudämmen, und er kann teilweise durch die oberflächliche Fassade hindurchsehen. Der Antiautoritäre nimmt die durch die sekundäre Schicht geprägten Aspekte des schwarzen Faschismus wahr, weil sie so offensichtlich sind, im Gegensatz zu den Aspekten der sekundären Schicht des roten Faschismus, die sich hinter einer messianischen oberflächlichen und mechanistischen Vision von einer gesunden und wohlmeinenden Gesellschaft verbergen. Der Antiautoritäre ist unfähig, die schwerwiegenden und gefährlichen Aspekte der sekundären Schicht des roten Faschismus zu sehen, weil der Antiautoritäre fast ausschließlich in seiner oberflächlichen Schicht lebt und daher zu wenig Kernkontakt hat, um die oberflächlichen Aspekte der linken Ideologie zu durchschauen und die mörderische Komponente der sekundären Schicht wahrnehmen zu können. Die Sehnsucht des Antiautoritären nach einer besseren Welt ist zumindest teilweise echt. Vielleicht empfindet er die Sehnsucht dringender als der Autoritäre, weil der Antiautoritäre wahrscheinlich weniger muskulär gepanzert ist. Aber aufgrund der größeren Augenpanzerung des Antiautoritären nimmt er die sekundäre Schicht bei sich selbst und anderen weniger wahr und hat deshalb kein Gespür dafür, wie seine politische Ideologie nicht nur keine bessere Welt herbeiführen, sondern sogar eine Katastrophe auslösen wird.
Die Ironie des SozialismusMarxisten und Sozialisten erheben den Anspruch, Anwälte des einfachen Volkes zu sein. Aber das Gegenteil ist der Fall: Es gibt nichts, was sie mehr hassen oder mehr fürchten als das einfache Volk! Das ist die Ironie des Marxismus und Sozialismus. Wo es wirtschaftliche und individuelle Freiheit gibt, haben Individuen (die immerhin die ultimative „Minderheit“ darstellen) Rechte, die ihnen nicht weggenommen werden können. Sie sind frei zu handeln, frei zu wählen, frei erfolgreich zu sein oder frei zu scheitern (obwohl wir in wohlhabenden kapitalistischen Demokratien Sicherheitsnetze aufbauen, die weit großzügiger sind als das, was viele Menschen in einer sozialistischen Wirtschaft jemals erhoffen könnten). Die Macht ist auf der mikrokosmischen Ebene im Individuum konzentriert, das frei ist, spontan dem nachzugehen, was immer das auch sein mag. In einer sozialistischen oder marxistischen politischen Organisation hingegen ist die Macht an der Spitze, in der Bürokratie, konzentriert; mit anderen Worten, die Macht ist in einer politischen Elite konzentriert. Alles wird auf mechanische Weise organisiert und geplant, von der Spitze aus, von einigen wenigen ausgewählten Eliten. Die individuellen Wahl- und Freiheitsmöglichkeiten sind viel eingeschränkter, das spontane Leben wird unterdrückt. Kein Wunder, daß die Eliten diejenigen sind, die den Sozialismus und den Marxismus am meisten befürworten, viel mehr als das einfache Volk! Das sieht man in der Geschichte immer wieder! Es liegt daran, daß die Eliten diejenigen sind, die am Ende die Dinge leiten werden! Es ist nichts weiter als ein Projekt der Eliten an der Spitze zu bleiben und nicht vom einfachen Volk hinweggefegt zu werden, das hart arbeitet und an die Spitze aufsteigen und ihren Platz einnehmen könnte! Je mehr die Macht im öffentlichen Sektor konzentriert ist, desto mehr ähnelt eine Gesellschaft einem kopflastigen Polizeistaat. Hier ist also ein weitere Ironie: Die Linken auf den Straßen erzählen uns, daß sie der Polizei die Mittel entziehen und dann durch was genau ersetzen wollen? „Gemeindeorganisationen“. Hmm. Ich frage mich, was genau eine „Gemeindeorganisation“ ist. Lassen Sie mich raten: Es ist so etwas wie eine kommunistische Zelle. Also: Wenn die Linken dafür eintreten, der Polizei die Mittel zu entziehen, dann nicht, um die Polizei durch etwas Gutartigeres zu ersetzen. Sie sagen sie befürworten das, aber das stimmt nicht. Wissen sie überhaupt, daß es nicht wahr ist? Wahrscheinlich nicht! Warum sollten wir von ihnen erwarten, daß sie vernünftig denken, wenn sie keinerlei Anzeichen dafür zeigen, daß sie überhaupt vernünftig denken? Es ist wie ein riesiger LSD-Trip! Es stellt sich also heraus, daß die Antiautoritaristen letztendlich diejenigen sind, die den Weg zu einem größeren Autoritarismus befürworten! Ironisch, nicht wahr? Ein Trojanisches Pferd. Es sieht sehr hübsch aus, man sagt uns, es sei ein Geschenk. Wir rollen es durch die Stadttore, und dann raten Sie, was passiert?
Sozialismus als „erste Phase der kommunistischen Gesellschaft“: die Ideologie, die allem linken Denken zugrundeliegtFür Marxisten kann der Sozialismus oder, wie Marx es nannte, die erste Phase der kommunistischen Gesellschaft, als ein Übergangsstadium angesehen werden... . Sozialismus ist für sie einfach die Übergangsphase zwischen dem Kapitalismus und der „höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft“ ... der Staat würde beginnen „zu verkümmern“ und die Menschheit würde zum ersten Mal die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal erlangen. („History of Socialism“ Wikipedia)Hier haben wir die wahnhafte Einbildung, die der linken Ideologie zugrundeliegt: daß, wenn wir ihrem Modell bis zum Ende folgen, sich die menschliche Natur selbst so sehr verändern wird, daß wir friedlich in Anarchie zusammenleben können, ohne überhaupt einen Staat zu brauchen. Kein vernünftiger Mensch kann das glauben. Wir brauchen ein politisches und wirtschaftliches System, das auf die unvollkommene Natur des Menschen abgestimmt ist. Dieses System wird in der Verfassung der Vereinigten Staaten umrissen.
Hat schon mal jemand die Ähnlichkeiten zwischen politischer Ideologie und religiöser Ideologie bemerkt?Außer vielleicht, daß religiöse Ideologie gemeinhin viel mehr Wahrheit und Weisheit in sich birgt. Zumindest gibt sich die religiöse Ideologie offen als religiöse Ideologie zu erkennen, im Gegensatz zur politischen Ideologie, die vorgibt, objektiv zu sein, während sie apokalyptische Visionen vertritt und sogar noch mystischer ist als religiöse Lehren und lächerliche utopische Phantasien verbreitet, die es angeblich irgendwie ermöglichen würden, daß Menschen auf magische Weise in Engel verwandelt werden, wenn wir nur die richtigen Politiker wählen und die richtigen politischen Programme unterstützen! Die Politik ist vollgepfropft mit Erlösungstheologie! Ich bin grundsätzlich ein Agnostiker, wenn es um Religion geht, aber es fällt mir leicht, die tiefen Wahrheiten und den Wert der christlichen Religion zu erkennen. So habe ich noch nie über ein politisches System gedacht. Ich betrachte jedoch die Verfassung der Vereinigten Staaten als den Schatz einer großen Menge an Weisheit und als eine praktische „Lösung“ für die Frage, wie Menschen (nicht Engel) zu regieren sind. Sie ist ein „lebendiges“ Dokument nur in dem Sinne, daß sie zeitlose Weisheit in sich birgt, Weisheit, die in großer Gefahr ist, für immer verlorenzugehen.
Die Funktionen von Staat, Wirtschaft, Unabhängigkeit und Freiheit im Vergleich zum Zentralen Nervensystem, dem Autonomen Nervensystem, den Emotionen und der spontanen AktivitätZwei der Hauptmerkmale einer Funktion in der Natur sind die spontane Bewegung und die Fähigkeit, sich in Variationen zu entwickeln und diese Variationen zu steuern (Harman, R. 2006. Introduction to Orgonotic Contact Part I. Journal of Orgonomy 40/1:118-125, S. 121). Ein freier Markt ermöglicht die spontane Entwicklung von Funktionen (siehe wirtschaftliche Konzepte wie die „unsichtbare Hand“ von Adam Smith und die „spontane Ordnung“ von Friedrich Hayek). Staatliche Bürokratie ist bis zu einem gewissen Grad notwendig, aber wir alle wissen, daß sie spontanes Handeln unterdrückt. Wo es weniger Staat und damit weniger Regulierung gibt, gibt es mehr spontane wirtschaftliche und andere Formen dynamischer Aktivität. Das ist es, was Freiheit ausmacht und warum sie so wichtig ist. Generell sind Dinge, die spontane Aktivitäten unterdrücken, nicht funktionell. So hemmt z.B. Panzerung (somatische, emotionale und psychologische Rigidität) die spontane Aktivität zumindest teilweise, indem sie die Aktivität des Autonomen Nervensystems (ANS) beeinträchtigt, das das physiologische Substrat der Emotionen im Körper ist, während ein nicht gepanzertes ANS spontan funktioniert; deshalb heißt es „autonom“ (Herzschlag, Atmung usw.): Es wird nicht vom Gehirn (dem Zentralen Nervensystem, ZNS) gesteuert. Das ANS funktioniert eigenständig (aus diesem Grund wurde das ANS manchmal als „die Qualle im Menschen“ bezeichnet, obwohl neuere Forschungen gezeigt haben, daß das ANS bei fortgeschrittenen Organismen wie Säugetieren tatsächlich am höchsten entwickelt ist). Ähnlich funktionieren auch die Emotionen selbst. Gelegentlich werden Emotionen, obwohl sie größtenteils durch die Funktionen des ANS erlebt werden, durch die Aktivität des zentralen Nervensystems ausgelöst (wie die „Zuschreibungen“ der kognitiven Psychologie), aber häufiger zeigen Emotionen spontane Handlungen; sie sind relativ unvorhersehbar, wie das Wetter (und die Liebe!), weil sie natürliche Funktionen sind. Und Emotionen sind tatsächlich natürliche Funktionen, die höher entwickelt sind als gedacht; es stellt sich heraus, daß sich unser ZNS nicht so sehr vom ZNS eines Fisches unterscheidet, aber das ANS bei Säugetieren und insbesondere beim Menschen höher entwickelt ist als bei allen anderen Lebewesen. Es gibt eine Rolle für eine zentralisierte Regierung, genauso wie es eine Rolle für das ZNS gibt. Aber ohne ein Autonomes Nervensystem wäre das Leben unmöglich. Es ist einfacher, Dinge zu „wissen“, als sie zu ertragen, sie zu fühlen, die Emotionen zu ertragen, die sich hinter den Dingen verbergen. Ein Gehirn kann nicht alleine existieren, aber eine Qualle schon! So muß jedes Regierungssystem, wenn es funktionieren soll, ein sehr großzügiges Maß an spontaner Aktivität zulassen, die relativ unreguliert ist. Stellen Sie sich vor, das Gehirn würde versuchen zu entscheiden, wann das Herz schlagen soll! Das ist die Bedeutung von Unabhängigkeit und Freiheit, und der Grund, warum man sagen kann, daß die individuellen Rechte eine Funktion des Naturrechts sind.
Deine Angst bist du selbstDeine Angst ist kein außerirdischer Eindringling, auch wenn es sich so anfühlen mag. Deine Angst bist du selbst! Versuche nicht, sie zu vertreiben! Lerne dich selbst kennen und werde stärker, indem du deine Ängste kennenlernst!
Innen / AußenEs ist wirklich wahr, daß das Innere eines Menschen viel wichtiger ist als sein Äußeres. Auf lange Sicht ist es das einzige, was zählt, und das einzige, dem man wirklich Aufmerksamkeit schenken sollte.
Keine AusredenEs gibt keine Entschuldigung dafür, einander nicht gut zu behandeln.
Freie PolitikDie einzige Art von Politik, die eine Gruppe nicht gegen eine andere ausspielt, ist eine Politik, die es einer Gruppe niemals erlaubt, zu viel Macht zu erlangen. Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.
Liebe und SchmerzManchmal öffnet der tiefste Schmerz den Weg zur tiefsten Liebe.
Die Bedeutung des WeihnachtsbaumsFür mich ruft der Weihnachtsbaum die tiefsten Gefühle hervor, wie ein Lied. Manchmal öffnet einem der tiefste Schmerz den Weg zur tiefsten Liebe.
Traurigkeit ist nicht traurigTraurigkeit ist nicht traurig. Kann sie denn voll und ganz gefühlt werden.
Die Schönheit des KampfesKampf kann eine gewisse Schönheit haben. Warum? Weil er die zumindest vorübergehende Überwindung des Todes durch das Leben ist.
Liebe und FurchtErfolgreich zu lieben bedeutet, die Angst vor der Liebe im anderen und in sich selbst zu erkennen, bei jedem Schritt, immerdar.
Die Emotionelle Pest: Anhaltspunkte für die Unsachlichkeit einer MeinungEs gibt einen gewissen hysterischen Ton, der mit allem einhergeht, was nicht ganz objektiv ist. Daher verwende ich solche Dinge als ersten Hinweis auf die wahrscheinliche Wahrheit oder Unwahrheit einer Position in einer Debatte. Hier sind einige Beispiele für Variationen dieser Hysterie: ein extremes Gefühl von Dringlichkeit; ein wütender oder ungeduldiger Ton; wahnsinniger Enthusiasmus; Moralismus; ein Geist des Wettbewerbs oder des Argumentierens wie bei einem Anwalt; ein offensichtlicher Wunsch, die andere Seite einzuschüchtern, damit sie ihre Meinung nicht äußert; ein mangelndes Interesse daran, die gegnerische Position zu hören, und eine Unzahl anderer Signale, die darauf hindeuten, daß wirklich kein echter Wunsch besteht, sich auf eine kontaktvolle Interaktion einzulassen, sondern eher der Wunsch, eine Schlußfolgerung zu erzwingen. Nicht alle Menschen, die sich unsachlicher Interaktionen befleißigen, weisen alle diese Merkmale auf, aber das ist eine Liste von Merkmalen, auf die ich achte. Ein weiterer Punkt, der mit dem Mangel an echtem Interesse an der Position der Gegenseite zusammenhängt, ist eine Abwehrhaltung, im Gegensatz zu echtem Interesse an und Aufgeschlossenheit für Meinungen, die der eigenen widersprechen, mit anderen Worten, ein Interesse an der tatsächlichen Wahrheit und nicht am Gewinnen. Aufdringliche Penetranz ist ein weiterer Punkt auf dieser Liste. Und nachdem ich das alles geschrieben habe, stelle ich fest, daß es sich in einer der obigen Zeilen zusammenfassen läßt: Der Beweis für den Wunsch, eine Schlußfolgerung zu erzwingen, ist ein Hinweis auf die Nicht-Objektivität einer Position. Der Psychiater und Soziologe Wilhelm Reich betrachtete diese Tendenz, vorschnell zu einer Schlußfolgerung zu kommen, bevor die Beweise geprüft wurden, als eine Tendenz dessen, was er die „Emotionelle Pest“ nannte:Der emotionell Pestkranke begnügt sich nicht mit passiver Haltung; er unterscheidet sich vom neurotischen Charakter durch eine mehr oder weniger lebenszerstörende soziale Aktivität (…) der pestkranke Denkschluß liegt regelmäßig vor dem Denkprozeß vor; das Denken dient nicht, wie im rationalen Bereich, dazu, zu einem korrektem Schluß zu gelangen, sondern im Gegenteil dazu, einen fertig vorhandenen irrationalen Denkschluß zu bestätigen und zu rationalisieren (…) sie ist intolerant, das heißt, sie duldet das rationale Denken nicht, das ihr den Boden entziehen könnte; demzufolge ist das pestkranke Denken Argumenten unzugänglich; es hat seine eigene Technik im eigenen Bereich, sozusagen seine eigene „Folgerichtigkeit“, die als „logisch“ imponiert; derart macht es den Eindruck von Rationalität, ohne in Wirklichkeit rational zu sein. (S. 339)
Charakter und ideologische OrientierungIch glaube, daß, ob man sich auf Frieden oder auf Konflikt hin orientiert, aus dem Inneren der einzelnen Person kommt. Zuerst kommt der Zorn; das Ziel und die Begründung für den Zorn kommen erst danach, nicht umgekehrt. Meiner Meinung nach entsteht die ursprüngliche Orientierung durch emotionale Faktoren in den ersten Lebensjahren, sogar schon im Mutterleib. Diese Faktoren stehen in Wechselwirkung mit der genetischen Vererbung, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Man kann diese verschiedenen Aspekte des Charakters bei verschiedenen Menschen sehen, die sich in genau denselben äußeren Umständen befinden. Die Charakterstruktur steht an erster Stelle und scheint so oft die ideologische Ausrichtung zu bestimmen und nicht umgekehrt. Das erklärt eine Menge, und es gibt viele Beweise dafür. Es gibt zum Beispiel solide wissenschaftliche Untersuchungen, die Korrelationen zwischen Aspekten der Persönlichkeit und der politischen Orientierung aufzeigen. Da wir wissen, daß die Persönlichkeit zu mindestens 40% vererbt wird, liegt der Schluß nahe, daß die politische Orientierung teilweise vererbt wird. Dies bedeutet auch, daß diese verschiedenen Orientierungen im Laufe der Evolution ausgewählt wurden und daß die Natur die Existenz einer Vielzahl von widersprüchlichen Orientierungen begünstigt hat. Es kann sogar sein, daß es nicht nur Menschen sind, die diese angeborenen Orientierungen haben. Es könnte sogar „liberale“ und „konservative“ Amöben geben, die sich auf unterschiedliche Weise verhalten und sich gegenseitig ergänzen. Die liberale Amöbe kann sich auf bestimmte Weise auszeichnen, die konservative Amöbe auf andere Weise. So profitiert der gesamte Genpool von dieser Vielfalt an Funktionsweisen, die beim Menschen zu bestimmten politischen, religiösen und anderen Zugehörigkeiten führen. Die Orientierungen können also nicht eliminiert werden. Wir müssen den Wert der verschiedenen Orientierungen verstehen, und anstatt zu versuchen, sie zu eliminieren oder zu unterdrücken, müssen wir Wege finden, damit die verschiedenen Orientierungen koexistieren und zusammenarbeiten können. Für mich bedeutet das eine Regierungsform, die so aufgebaut ist, daß keine der Richtungen jemals gewinnen kann und daher ein ständiger Dialog erforderlich ist. Wir alle wissen, daß die Verfassung der Vereinigten Staaten in diesem Sinne konzipiert wurde. Wir müssen also die ursprünglichen Impulse der Väter der Verfassung verteidigen.
Die Schönheit des Kampfes: Meine Erläuterung zu Freuds wehmütiger AussageEines Tages werden Ihnen im Rückblick die Jahre des Kampfes als die schönsten erscheinen.Sigmund Freud Der Kampf kann eine gewisse Schönheit haben. Und warum? Weil er die zumindest vorübergehende Überwindung des Todes durch das Leben ist.
Autoritarismus gegen AutoritätAutoritarismus jeglicher Art ist eine Rebellion gegen wahre, natürliche Autorität. Wahre Autorität beruht auf der freien Selbstregulierung des Einzelnen und der kleinen und großen sozialen Einheiten. Die Gesundheit eines Individuums und jeder sozialen Einheit basiert auf dem Grad der erfolgreichen Selbstregulierung in diesem Individuum oder dieser sozialen Einheit. Also: Selbstregulierung >> Gesundheit >> Autorität Oder: Gesundheit und natürliche Autorität beruhen auf dem Grad der erfolgreichen Selbstregulierung auf physiologischer, emotionaler, psychologischer und sozialer Ebene.
Über Wahrheit, Tiefe, Sanftmut, Gut und BöseEin Facebook-Freundin und alte Schulkollegin kommentierte auf Facebook, daß ihre Mutter „Teil einer sanfteren, gütigeren, edleren Zeit“ war. Ich kommentierte, daß Sanftheit die Eigenschaft ist, die ich bei Menschen am meisten bewundere, über alle anderen Eigenschaften hinaus. Für mich ist sie wichtiger als Intelligenz, Errungenschaften, Belastbarkeit, Kreativität usw., wie man es auch nennen mag. Es ist keine Eigenschaft, die leicht zu finden ist. Sie ist kostbar. Sie hängt eng mit Anstand zusammen. Ich kommentierte, daß es eine gewisse Qualität von Anstand die Atmosphäre unserer Internatsschule prägte, die ich von 1969 bis 1972 (14 bis 17 Jahre alt) besucht habe, und daß ich das auch während des 50. Jubiläumstreffens unserer Abschlußklasse von 1973 im Jahr 2023 immer noch spürte. Ich hatte andere Probleme mit dem, was ich in der Atmosphäre an dieser Schule spürte, als ich 17 war, aber es gab dieses Gefühl der Sanftheit. Mein Problem mit 17 war, daß ich in Frage stellte, wie tief es (das Gefühl der Sanftheit dort) ging, denn für mich ist die Wahrheit das Wichtigste von allem und das hängt von Tiefe ab. Oberflächlichkeit stört mich zutiefst. Aber ich bewundere Sanftheit in jeder Tiefe und ich hatte das Gefühl, daß sie an unserer Schule tief verwurzelt war. Allerdings hatte ich den Eindruck, daß sie nicht tief genug reichte. Um meinen Standpunkt klarzustellen: Ich unterscheide hier zwischen Sanftheit und Tiefgang und ich sage, daß, wenn Sanftheit vorhanden ist, aber das tiefe Verständnis unzureichend ist, dann ist die Sanftheit ein relativ oberflächliches Phänomen. Ohne Tiefe hat Sanftmut nicht die volle Wirkung, die sie haben sollte; und ohne Tiefe kann Sanftmut die Wahrheit nicht verteidigen; und letztendlich kann Sanftmut ohne Tiefe die Anständigkeit nicht verteidigen. Mit anderen Worten, Sanftmut ohne Tiefe kann das Böse nicht bekämpfen. Ich denke, man könnte sagen, daß die drei Dinge, die ich am meisten bewundere, Wahrheit, Tiefe und Sanftmut sind. Aber ohne Sanftmut werden Wahrheit und Tiefe zu etwas relativ wenig Konstruktivem und können im Dienst von Zerstörung, Grausamkeit und sogar des Bösem eingesetzt werden. Böses ist etwas, das sehr tief ist, und es nutzt eine verzerrte Version der Wahrheit, um seine Ziele zu erreichen. Das ist einer der Gründe, warum das Gute tief und wahrhaftig sein muß, um zu überleben. Aber es gibt auch kein „Gutes“ ohne Sanftmut.
Das „unausgesprochene und ungedachte Wissen“: die Tragödie, seine Wahrheit nicht auszusprechenWenn wir zählen würden, wie oft wir an einem Tag jemandem (und uns selbst) nicht die volle Wahrheit sagen, wären wir wohl überrascht, wie oft wir das tun. Ich spreche auch von der kleinsten Abweichung von der Wahrheit. Ich stelle mir vor, daß das menschliche Leben ohne ein gewisses Maß an „Wahrheitsmanagement“ unmöglich wäre. Natürlich ist es in vielen Fällen vernünftig und angemessen, nicht jedem die ganze Wahrheit zu sagen. Wenn dich zum Beispiel jemand fragt, wie es dir geht, will er natürlich keine vollständige Antwort, er ist nur höflich, er will wissen, ob es dir gut geht oder nicht, aber wenn es sich nicht gerade um jemanden handelt, der dir sehr nahe steht, will er die tatsächliche Antwort nicht wirklich wissen. Es ist eher so, als würde man sagen: „Ich hoffe, es geht Ihnen heute gut“. Aber das ist das einfachste Beispiel. Es gibt noch so viele andere Arten von Beispielen. Und natürlich hat ein großes Beispiel heutzutage mit der Politik zu tun, die viele, wenn nicht sogar die meisten Menschen heutzutage für das Wichtigste zu halten scheinen, was man über einen anderen Menschen wissen kann, indem sie seine politischen Überzeugungen in manchen Fällen über alles andere stellen, die jede andere Überlegung bedeutungslos macht; was ich natürlich für eine erstaunlich oberflächliche Einschätzung dessen halte, worum es im menschlichen Leben eigentlich geht. Aber für die „wahren Gläubigen“ ist das die Art, wie sie die Dinge sehen. Aber dieses Thema lenkt von dem ab, worauf ich eigentlich hinaus will, nämlich auf all die kleinen Tricks, mit denen wir die Wahrheit verfälschen. Sie sind so allgegenwärtig. Und es geht nicht nur um das, was wir sagen, sondern vor allem um das, was wir nicht sagen, das riesige stille Reservoir der Gedanken, das aber unausgesprochen bleibt. Es geht also nicht nur um Lügen – wobei ich natürlich vor allem von dem, was wir „Notlügen“ nennen, spreche –, sondern viel häufiger geht es darum, daß wir Dinge nicht sagen, daß wir die Wahrheit nicht aussprechen. Betrachte einen durchschnittlichen Tag, wie oft du oder andere offensichtlich Dinge zu sagen haben, die du oder sie nicht sagen wollen. All diese Pausen, manchmal „bedeutungsschwangeres Schweigen“, bei denen es offensichtlich ist, daß jemand oder man selbst etwas denkt, aber beschließt, es aus irgendeinem Grund nicht zu sagen. Ich meine, wir denken 10 oder vielleicht sogar 100 Dinge, sagen aber vielleicht nur eines. Es gibt also ein ganzes Universum von unausgesprochenen Dingen. Stell dir nur einmal vor, wie groß dieses Universum ist. Denke nur an das zwischenmenschliche und gesellschaftliche Defizit, das entsteht, wenn wir meinen, daß es am besten ist, nicht zu sagen, was wir denken, was in der Regel dazu führt, daß wir nicht einmal darüber nachdenken, was wir möglicherweise denken und ausdrücken könnten. Die Frage der „Redefreiheit“ ist also nicht nur eine gesellschaftliche Frage, sondern vor allem eine zwischenmenschliche Frage, ein zwischenmenschliches Phänomen. Manche Dinge müssen nicht ausgesprochen werden, das ist völlig in Ordnung, man muß nicht immer jemandem sagen, daß man ihn liebt oder sich um ihn sorgt oder daß man sich Sorgen um ihn macht. Sehr oft ist das Schweigen sogar tiefgründiger und vermittelt viel mehr als Worte. Aber das ist natürlich nicht die Art von Schweigen, über die ich hier schreibe. Ich glaube, daß das meiste Schweigen nicht tiefgründig ist, sondern das Gegenteil: Es ist eine Barriere, die Tiefgründigkeit verhindert, die Tiefe des Denkens und Fühlens. Manchmal ist das Schweigen tiefgründig, und manchmal ist es einfach nur leer, und höchstwahrscheinlich ist der letztere Zustand der häufigere. Wahrscheinlich schweigen wir vor allem dann, wenn es viele Dinge gibt, die wir gerne sagen würden, uns dann aber anders entschließen. Denke nur daran, was verlorengeht! Denke nur an all die Möglichkeiten, die sich ergeben könnten, wenn wir tatsächlich sagen würden, was wir denken – einschließlich der Bitte um das, was wir wollen! Aber natürlich lernen wir alle im Leben, nicht zu fragen, denn das Bitten kann zu Enttäuschung oder sogar zu Bedrohung oder Ablehnung führen, auf subtile oder nicht so subtile Weise. Und deshalb fangen wir an, unsere Gedanken für uns zu behalten, bis wir keine Gedanken mehr haben, in manchen Fällen sind sie für immer verloren. Wir haben gelernt, nicht zu denken und nicht zu fühlen, das heißt, uns nicht zu behaupten, nicht kreativ zu sein, nicht lebendig zu sein, uns nicht mit anderen auszutauschen, auch nicht unserer Liebe zu teilen. Natürlich gibt es einen Grund, warum wir nicht sagen, was wir denken, und zwar, weil wir uns Sorgen über die Konsequenzen machen. In gewisser Weise sind wir also alle in einem gigantischen „Lügenclub“, der aus einer unausgesprochenen Vereinbarung zwischen uns besteht, das meiste, was wir denken, nicht laut auszusprechen. Denke nur daran, was dabei verlorengeht! Ganz zu schweigen von dem enormen Schaden, der angerichtet wird, dem Schaden, der uns selbst und der Welt zugefügt wird, indem wir unsere Version der Wahrheit nicht aussprechen, indem wir nicht sagen, was wir denken und fühlen, und indem wir verurteilen oder bestrafen, was andere denken und fühlen! Wovor haben wir solche Angst?! Es gibt ein ganzes Universum des Unwissens, eine ganze potentielle Welt, die für immer verborgen bleibt, die nie geboren oder geschaffen wird. Und das ist es, was beispielsweise zur Zerstörung von Beziehungen führt. Kleine, winzige Lügen häufen sich im Laufe der Jahre an, bis die Beziehung zerbrochen und irreparabel ist. Und das gilt nicht nur für unsere engen Beziehungen, sondern für jeden einzelnen Aspekt unserer Interaktion mit der Welt und allen ihren Details auf jeder Ebene. Es gibt also eine riesige unausgesprochene Welt, die uns ständig umgibt. Denke nur an das, was in dieser Welt lebt und stirbt, ohne jemals ausgesprochen worden zu sein! Denke nur an das, was verloren ist! Denke nur daran, was passieren könnte – vielleicht sogar Gutes –, wenn wir uns mehr bemühen würden, konsequent ehrlich und mutig zu sein und die Chance zu ergreifen, uns verletzlich zu machen. Wenn wir nicht sprechen, denken wir nicht. Das liegt daran, daß Denken ein gemeinschaftliches Phänomen ist, nicht nur ein privates! Ist dir schon einmal aufgefallen, daß du nur in der Nähe bestimmter Menschen an bestimmte Dinge denken kannst? Im Kreise bestimmter Menschen, in der Regel die Menschen, die dir am nächsten stehen, deine Freunde, die Menschen, die du liebst, im Kreise dieser Menschen bist du tatsächlich in der Lage, an Dinge zu denken, an die du in Gesellschaft anderer nicht einmal denken, geschweige denn sie ausdrücken könntest. In der Nähe bestimmter Menschen wirst du tatsächlich kreativer, ausdrucksstärker, intelligenter und redegewandter, und der Grund dafür ist, daß du instinktiv weißt, bevor du einen bestimmten Gedanken gehabt hast, daß er von dieser Person verstanden, angenommen und gewürdigt wird! Und das sind genau die Leute, mit denen du zusammensein willst! Wenn wir unsere Gedanken nicht aussprechen, schalten wir nicht nur unser Gehirn ab, sondern unseren ganzen Körper, jedes Organ und jede Zelle, denn unser Geist ist wirklich unser ganze Körper, nicht nur unser Gehirn! Es geht hier also nicht nur darum, daß unser Gehirn verarmt, wenn wir unsere Gedanken nicht aussprechen, sondern unser ganzer Körper ist verarmt, unsere gesamte Physiologie ist betroffen und abgestumpft. Wir verlieren unsere Vitalität. Das ist der Preis dafür, daß wir unsere Meinung nicht äußern. Wenn man seine Gedanken nicht äußert, bedeutet das, daß man seinen Körper nicht äußert. Wenn wir unsere Gedanken nicht aussprechen, schalten wir nicht nur unser Gehirn ab, sondern unseren ganzen Körper, jedes Organ und jede Zelle, denn unser Geist ist wirklich unser ganzer Körper! unser Geist ist eigentlich unser ganzer Körper, nicht nur unser Gehirn! Es geht hier also nicht nur darum, daß unser Gehirn verarmt, wenn wir unsere Gedanken nicht aussprechen, sondern unser ganzer Körper verarmt, unsere gesamte Physiologie ist betroffen und stumpft ab. Wir verlieren unsere Vitalität. Das ist der Preis dafür, daß wir unsere Meinung nicht äußern. Wenn man seine Gedanken nicht äußert, heißt das, daß man seinen Körper nicht äußert. Wir leben also in einer Art Dunkelheit, die wir durch das, was wir nicht sagen, schaffen, und was wir nicht sagen, wird schnell zu dem, was wir nicht denken. Es gibt also ein riesiges „ungedachtes Bekanntes“, um einen Begriff zu verwenden, den der Psychoanalytiker Christopher Bollas geprägt hat. Wenn du deine Gedanken nicht kennst und zum Ausdruck bringst, kennst du auch deinen Körper, dein ganzes Wesen nicht und bringst es nicht zum Ausdruck. Du drückst deine Wahrheit nicht aus, und deshalb wirst du daran gehindert oder hinderst du dich selbst daran, zum allgemeinen Vorrat an Wahrheit in der Welt, in der wir leben, beizutragen.Das Denken ist eine Funktion des plasmatischen Lebens, eine einzigartige Manifestation unserer Organempfindungen. Wir denken nicht mit unserem Gehirn, sondern mit unserem ganzen Körpersystem (…). Wenn er [DH: der Durchschnittsmensch] sich gegen das Wissen sträubt, degeneriert er zu einem seltsamen Ungeheuer, das wahrnimmt, was es nicht erleben will, und es angreift (...). Richtiges Denken geht mit starken, angenehmen Organempfindungen einher, und oft mit einem Freudenschauder. Es ist ein ekstatisches Gefühl des Wohlbefindens, das mit wahrer Einsicht einhergeht. Der Mensch widersteht dem richtigen Denken nicht, weil er „dumm“ oder „böse“ ist, sondern aus dem einfachen Grund, weil er sich vor dem Kontakt mit den Dingen fürchtet, und vor allem, weil er Angst vor körperlicher Lust hat (...). Er fürchtet ausnahmslos alles, was sich im Strom des Lebendigen vorwärts bewegt. Er stellt sich dagegen, er besudelt es, er mißversteht es (...). Menschen wollen nicht richtig denken, sie haben Angst vor den Folgen des Denkens (...). Denken [ist] (...) eine autonome Manifestation des Lebens, das darauf besteht, sich selbst zu verstehen und um jeden Preis zu existieren. Das Verstehen ist für es so wesentlich wie das Atmen für das Leben. (Reich 1942, S. 34-43) (…) Wahrheit [ist] eine natürliche Funktion (…) (Reich 1953, S. 297, Hervorhebung im Original). Wahrheit ist als Manifestation des vollsten Kontaktes des Lebens zu sich selbst und seiner Umgebung unauflöslich mit dem Energiehaushalt des Lebens verbunden. Daher wühlt Wahrheit, wenn sie voll gelebt wird, die tiefsten Emotionen auf (...) (ebd., S. 300f). Die Menschen weichen der Wahrheit aus, weil schon das erste bißchen Wahrheit, das ausgesprochen oder gelebt würde, weitere Wahrheit hervorriefe, und dies würde sich unberechenbar fortsetzen und die meisten Menschen aus ihrer gewohnten Bahn werfen. (…) (Die Menschen) unterstützen die Lüge, weil sie zu einer Krücke geworden ist, ohne die das Leben nicht mehr möglich wäre. Deshalb steht im normalen Verkehr der Menschen untereinander die Wahrheit und nicht die Lüge unter dem Verdacht, falsch zu sein (ebd., S. 309).
Literatur
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