W W W . O R G O N O M I E . J I M D O S I T E . C O M

 

Facebook-Einträge von David Holbrook, M.D.

 

 

 

 

Wahrheit, „Triggering“, Political Correctness, Beziehungen und Demokratie

David Holbrook, M.D.

 

Ein Problem in der menschlichen Kommunikation (nicht nur in politischen Gesprächen) besteht darin, daß sowohl die Wahrheit als auch die Verzerrungen der Wahrheit uns „triggern“ können. Mit anderen Worten, können sie dazu führen, daß wir gereizt und wütend werden. Dies gilt auch für Aussagen, die wir möglicherweise als unhöflich, schädlich oder politisch inkorrekt empfinden. Von daher besteht eine der großen Herausforderungen, vor der wir alle stehen, darin, unterscheiden zu können, ob wir verärgert sind, weil uns die Wahrheit gesagt wird, oder ob wir verärgert sind, weil man uns Lügen auftischt!

Dies kann sowohl für unser Privatleben als auch für unser politisches Leben gelten. Wir halten sowohl an Wahrheiten als auch an Unwahrheiten in Bezug auf unsere Wahrnehmung von uns selbst und in Bezug auf politische Narrative fest, die wir im Laufe unseres Lebens in uns selbst aufrichten. Beide „Erzählungen“, die persönliche und die politische Erzählung, beziehen sich auf sehr wichtige Modelle, nach denen wir unser Überleben ausrichten! Es kann also sehr bedrohlich sein, wenn jemand einer der beiden Arten von Erzählung widerspricht!

Das Wichtigste ist, einfach weiter zu atmen und nicht zu sehr in eine Abwehrhaltung zu geraten oder aggressiv zu werden!

Dies erinnert mich an zwei Dinge: Ehe und Demokratie (und Demokratie ist natürlich eine Art von Ehe). Der wohl bedeutendste Eheforscher ist John Gottman. Er hat über einen Zeitraum von 40 oder 50 Jahren äußerst detaillierte prospektive Untersuchungen von verheirateten Paaren durchgeführt. Er hat herausgefunden, daß sich in den Ehen die andauern, die Argumente im Laufe von 40 Jahren im Grunde genommen nicht ändern! Keiner der beiden Partner überzeugt den anderen Partner von der Richtigkeit seiner Ansichten! Der Unterschied zwischen Beziehungen, die dauern, und Beziehungen, die das nicht tun, besteht nicht darin, daß sie übereinstimmen. Der Unterschied besteht darin, daß in Beziehungen, die dauern, sie übereinkommen können unterschiedlicher Meinung zu bleiben und weiterhin über die Dinge zu sprechen, in denen sie nicht übereinstimmen!

Dies steht in hohem Maße im Einklang mit dem, was der Historiker Joseph Ellis über die amerikanische Demokratie und die Verfassung gesagt hat: Die Framer (Gründungsväter der Vereinigten Staaten) haben absichtlich ein Regierungssystem mit gegenseitigen Kontrollen geschaffen, das verhindert, daß jemals eine Seite gewinnt! Der springende Punkt war, daß unser Regierungssystem uns alle zusammenhalten soll, während wir nicht übereinstimmen, und es uns in eine andauernde Diskussion hineinzwingt! Ich habe darüber bereits geschrieben, aber es lohnt sich, es zu wiederholen.

Die Framer haben ein Regierungssystem geschaffen, das anerkennt, daß der Mensch „gefallen“ ist, unabhängig davon, ob man diese Tatsache in einem religiösen oder nichtreligiösen Kontext sieht (ich selbst neige zu letzterem). Mit anderen Worten, wir sind nicht „perfekt“ und werden es auch niemals sein, weder nach unserer Natur als biologische Wesen oder nach etwas, das damit in Zusammenhang steht, wie Gott das Universum erschaffen hat, oder nach beidem.

Ich denke, wir wissen alle, wie das Christentum die menschliche Natur definiert, deshalb werde ich darauf nicht eingehen. Es gibt jedoch zahlreiche Untersuchungen, die belegen, daß die politische Ausrichtung eine weitgehende genetische Komponente zu haben scheint. Es ist viel darüber geschrieben worden, wie dies in der Evolution hat entstehen können, mit der Schlußfolgerung, daß die Existenz sowohl von Konservativen als auch von Liberalen einen evolutionären Vorteil haben muß.

Dies stimmt genau mit Ellis und vielleicht sogar Gottman überein. Vielleicht sind die Auseinandersetzungen in Beziehungen in gewisser Weise das psychologische/emotionale Äquivalent politischer Auseinandersetzungen – es scheint, daß unsere politischen Identifikationen oft mit dem „Charakter“ eines bestimmten Politikers zu tun haben. Vielleicht besteht eine Beziehung zwischen der Art der zwischenmenschlichen Konflikte, die sich entwickeln, und der Art der politischen Konflikte, die sich entwickeln, und vielleicht haben diese wiederkehrenden Konflikte etwas mit der Art und Weise zu tun, wie die Kontrahenten von der Natur entworfen wurden (sowohl von der Genetik her als auch von den Resultaten persönlicher Traumata verschiedener Art her). Ich denke, wir können Belege dafür vorlegen, daß politische Auseinandersetzungen zwischen befreundeten Menschen oder Menschen, die in einer Beziehung stecken, häufig schwanken zwischen der Politik und dem Anprangern bestimmter Charaktereigenschaften, die die eine Person bei der anderen ablehnt.

Meine Schlußfolgerung lautet demnach: Wir müssen in der Lage sein, unsere Differenzen zu tolerieren und Freunde zu bleiben; nicht aggressiv sein oder zu sehr in eine Abwehrhaltung geraten und erkennen, daß die Natur (und unsere Verfassung) uns so gestaltet hat, daß wir uns garantiert nie ganz einig werden! Dies bedeutet, daß wir nicht erwarten oder auch nur wünschen sollten, daß jemals eine Seite gewinnt! Das wäre wahrscheinlich eine Katastrophe und das Ende einer Beziehung bzw. eines Landes! Gott, oder Natur, bitte gib uns die Weisheit, dies zu verstehen! Das ganze Wesen menschlicher Beziehungen, sowohl persönlicher als auch politischer Art, ist der Dialog selbst, nicht wer ihn gewinnt!

 

Politische Diskussion und Emotionen

Ich habe dies an einen Facebook-Freund geschickt, den ich gebeten habe, hochemotionale politische Aussagen und Überzeugungen genauer zu erläutern, die an mich gerichtet waren und auf mich abzielten.

Ich verstehe, daß Sie bei all dem starke Emotionen empfinden, das tun wir alle. Aber ich würde sagen, daß eine Möglichkeit, Emotionen zu beschreiben, darin besteht, daß sie das Endergebnis einer großen Anzahl unterschiedlicher Inputs sind, wobei die emotionale Reaktion eine ganzheitliche, gestalthafte Art von Output ist, die einen Gesamteindruck oder ein Gefühl darstellt (manchmal vergleiche ich sie mit der Fläche unter der Kurve bei der Infinitesimalrechnung). Wir erinnern uns mehr an das Gefühl als an die Inputs. Wenn wir also gebeten werden, zu beschreiben, warum wir uns z.B. bei einer bestimmten politischen Frage so fühlen, neigen wir dazu, eine frustrierte Antwort zu geben, nach dem Motto: „Na ja, Sie wissen schon! Es ist offensichtlich!” Aber es kann schwierig sein, unser Gefühl in seine ursprünglichen Beobachtungsbestandteile und Inputs zu zerlegen und jemandem zu beschreiben, wie wir zu der Schlußfolgerung, der Emotion gelangt sind, besonders wenn die andere Person nicht bereits unsere Schlußfolgerung und Emotion teilt, (vielleicht, weil sie andere Inputs und daher ein anderes Output, eine andere Emotion zum Thema durchlebt hat).

 

Liberal oder konservativ?

An meine Bewunderer und Verleumder und alle dazwischen: Um mich zu verstehen, muß man sich daran erinnern, daß ich einmal ein Liberaler war. Im Wesentlichen bin ich ein „Einwanderer“ in das Land des Konservativismus. Ich gehöre eigentlich nicht dorthin. Ich bin nicht wirklich ein Konservativer. Es ist sozusagen eines Sache des „im Sturm ist jeder Hafen recht“. Ich habe mich für diese Seite entschieden und werde kämpfend im selben Schützenloch neben ihnen sterben, aber ich gehöre nicht wirklich zu ihnen. Ich bin eigentlich ein echter Liberaler ohne Heimat, denn ich glaube, daß das, was jetzt Liberalismus genannt wird, weit weit links von liberal steht. Und es gibt eine Menge Leute wie mich.

 

Das Hervorrufen von Schuldgefühlen und Masochismus als eine Form der Gehirnwäsche durch die sadistische Linke: Pseudoliberalismus als sadomasochistische Religion

Der zeitgenössische Linke (Pseudoliberalismus) operiert, indem er ihren Opfern Schuldgefühle einredet. Dies ist eine Form der sadomasochistischen Gehirnwäsche. Der Impuls der zeitgenössischen Linken, diese Schuld bei anderen hervorzurufen, kommt von der eigenen sadistischen Wut der Linken. Die sadistische Linke versucht, neue Adepten für ihren Kult zu gewinnen, indem sie ihre Opfer durch Gehirnwäsche in einen Zustand der Schuld und masochistischen Unterwerfung versetzt. Da der Linke selbst einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, ist er in der Lage, seine sadistischen und zerstörerischen Impulse zu rechtfertigen, indem er sich hinter der Fassade versteckt, ein Kämpfer für soziale Gerechtigkeit zu sein. Dergestalt rationalisiert, steht es der Wut frei sich völlig ungehemmt auszudrücken, weil von ihr behauptet wird, sie stehe im Dienste hochgesteckter Ziele. Diese immer offener zum Ausdruck kommende Zerstörungswut ist der Grund dafür, daß die Linken, die zu einer gewaltsamen Revolution aufrufen, immer ununterscheidbarer von den Faschisten auf der rechten Seite zu werden scheinen. Aber der Rechtsfaschist ist eigentlich weit weniger gefährlich, weil er seinen Sadismus nicht unter einer Fassade versteckt, sondern ihn offen zum Ausdruck bringt. Der Linksfaschist hingegen behauptet, er wolle uns im Dienste eines edlen und hohen Ziels zerstören. Der Linksfaschist projiziert seine eigene Schuld über seine Wut auf andere und behauptet, daß diese anderen diejenigen sind, die sich schuldig fühlen sollten, und daß sie die Strafe verdienen, die der Linke austeilen will. Das ist die perfekte Definition einer sadomasochistischen Beziehung.

Der ganze Prozeß hat Anklänge an die aggressiveren Aspekte der organisierten Religion: „Du bist ein Sünder [Hervorrufen von Schuld]. Du mußt bereuen [Hervorrufen von Masochismus].“ Der Weg zur Reue besteht darin, sich zu unterwerfen [beispielsweise ist die wörtliche Bedeutung des Wortes „Islam“ „Unterwerfung“]: Nur wenn du dich der sadomasochistischen Beziehung unterwirfst, wird deine Schuld von dir genommen. Darin können wir auch die typische sadomasochistische Beziehung zwischen jeder autoritären Bewegung und ihren Anhängern erkennen.

 

Sozialpsychologie oder Information? (Konsumieren Liberale vorwiegend zensierte Nachrichten?)

Aus den Facebook-Interaktionen, die ich hatte, geht klar hervor, daß die meisten meiner Facebook-Freunde ihre Nachrichten aus stark zensierten Quellen beziehen und daher viele lebenswichtige Details der Nachrichten, insbesondere Videoquellen, nicht kennen. Ein eklatantes Beispiel ist das fehlende Bewußtsein dafür, wie weit die Straßengewalt, die von der Linken kommt sich ausgebreitet hat.

Wir alle bevorzugen die Quellen, die unsere Orientierungen und Überzeugungen unterstützen. Ich habe jedoch den Eindruck, daß die Liberalen einer engeren Bandbreite ausgesetzt sind. Der Grund dafür ist, daß, obwohl Fox die Kabelnachrichten hinsichtlich der Zuschauerzahlen dominiert, die allgemeinen Fernsehnachrichten von den liberalen Medien dominiert werden und eine größere Zuschauerzahl haben als das Kabel, wenn ich mich richtig an unpolitische Informationen erinnere, die ich in der Vergangenheit im Internet gesehen habe. Das Ergebnis ist, daß Fox weitgehend auf Mainstream-Geschichten reagiert, was bedeutet, daß Fox-Zuschauer im allgemeinen mit den populärsten Memes, die in den liberalen Medien vertreten sind, vertraut sind, während ich glaube, daß das Gegenteil wahrscheinlich nicht der Fall ist: Es scheint mir, daß liberale Nachrichtenkonsumenten konservative Meme, die nur bei Fox und vielleicht noch mehr über unabhängige YouTuber, Videofilmer, Blogger und Websites mit kleiner Leserschaft zu finden sind, vergleichsweise wenig kennen.

Ich bin nicht mehr daran interessiert, die harte Arbeit auf mich zu nehmen Leuten Informationen zu präsentieren oder Wettbewerbe des „Faktenprüfens“ zu veranstalten. Ich habe festgestellt, daß das keinerlei Wirkung zeitigt.

Daher geht die Sache hier wahrscheinlich weit über das Thema Information hinaus und ist stattdessen ein sozialpsychologisches. Ich sollte mich schämen, daß ich das nicht von vornherein klarer wahrgenommen habe. Lebe und lerne.

Mein Fazit: Unsere sozialpsychologischen Filter bestimmen unser Verständnis von Information, nicht umgekehrt. Ich denke, ich wußte das die ganze Zeit, mußte es aber auf einen Versuch ankommen lassen.

Ich denke, daß meine Haltung von nun an eher „leben und leben lassen“ als "interventionistisch" sein wird, wenn es um politische Debatten geht. Die Menschen müssen ihren eigenen Weg zur Wahrheit finden. Auch hier habe ich das die ganze Zeit gespürt, aber ich fühlte mich immer noch versucht, der Vernunft eine Chance zu geben.

Ich werde meine Ansichten immer noch äußern, aber ich werde nicht erwarten, daß ich von einem (Pseudo-)Dialog profitieren werde. Jeder muß die Wahrheit für sich selbst entdecken, meistens auf eigene Faust. Viel Glück und beten Sie für uns alle.

 

Tschüß NFL

Ich habe den Saisonauftakt der NFL (National Football League) heute abend abgeschaltet, nachdem ich eine Überdosis an verlogenen politisch korrekten Botschaften (pseudo-SJW messaging) durch die „Show“ (wann wurde Football eine Show?) und die Werbung (eine oberflächliche, einschmeichelnde Varietévorstellung von Falschheit triefender politischer Korrektheit [SJW-ness) erhalten hatte. Im Grunde fühlte ich mich in der „neuen NFL“ nicht willkommen, die anscheinend von Leuten geschaffen wurde, die keine Ahnung (oder vielleicht nur keinen Respekt) davor haben, wer der durchschnittliche Fußballfan ist und was seine Überzeugungen und Werte sind.

Ich bin seit etwa 12 Jahren ein begeisterter Fan, unter anderem als Inhaber einer Dauerkarte für die Jets (ich weiß – halt die Klappe ;-) ), die Mannschaft, die mein junger Sohn als sein Team auserkoren hatte. Der Fußball wurde zu einem der wichtigsten Eckpfeiler unserer Vater-Sohn-Beziehung. Er war auch eines der besonderen Dinge, die meine Freundin und ich in den letzten sieben Jahren gemeinsam genossen haben. Sie schaltete in ihrer Wohnung die Show aus, bevor ich es bei mir zu Hause tat. Jetzt stellen wir beide ernsthaft in Frage, ob wir jemals wieder die NFL sehen werden.

Wir sind nicht sicher, wie die NFL sich vorstellt, daß sie mit diesem Kurs überleben kann. Ach ja, nur ein weiteres Beispiel für den selbstmörderischen Todeswunsch der Linken.

 

Was steckt hinter all dem?

All die Gründe, warum die Leute Trump hassen, sind nicht die wahren Gründe.
Als ich das schrieb, meinte ich damit, daß die vermeintlichen Unvollkommenheiten Trumps nicht die Grundlage der Meinungsverschiedenheiten zwischen links und rechts sind.

Die Kernfrage im Zentrum des Konflikts zwischen links und rechts ist, welche Art von politischem/ökonomischem System besser geeignet ist, mit den Problemen umzugehen, mit denen wir als Menschen konfrontiert sind: ein System, das auf Kollektivismus basiert, mit der Konzentration des Kapitals in den Händen von Regierungsapparaten; oder ein System, das darauf basiert, so viel Autonomie des Individuums wie möglich zu erhalten und dem Kapital zu erlauben, sich hauptsächlich im privaten Sektor zu entwickeln. Das ist die Frage, nicht, ob Trump die Menschen ermutigt hat, Bleichmittel zu injizieren. Vernünftige Menschen können über die Politik anderer Meinung sein. Sich weiterhin auf Kriege mit gefälschten Nachrichten zu konzentrieren, bedeutet das Vermeiden einer ehrlichen und verantwortungsvollen Diskussion. Das ist degeneriert, es ist unehrlich, und es fördert die Psychologie des Mobs.

Alle Systeme sind „kapitalistisch“, weil das Kapital irgendwie konzentriert werden muß, um Dinge aufzubauen und zu erledigen – deshalb sind alle Systeme auch „trickle down“ [der Übersetzer: der Wohlstand der Reich kommt letztendlich den Armen zugute] – es ist nur eine Frage, wo das Kapital konzentriert ist und von wo es herunter kommt: in einem dynamischen privaten System, in dem Arbeit und Kreativität herrschen – beides ist prosozial; oder wo die Politik („Staatskapitalisten“, um einen von einem Freund von mir geprägten Begriff zu paraphrasieren), Macht und Gewalt darüber entscheiden, was man erreichen kann und was nicht.

Zu diesem besonderen Zeitpunkt in der Geschichte sind Konservative und Republikaner für das privatere und individualistischere System (früher waren es Liberale, die sich für diese Dinge einsetzten), Linke und Demokraten vertreten das kollektivistische/staatliche System. Während unser Gesellschaftssystem unter der Fassade der Theologie der sozialen Gerechtigkeit – Identitätspolitik, die selbst rassistisch ist usw. – in Gesetzlosigkeit und die Herrschaft des Mob ausartet, wird die Gesinnung des Mobs die Macht übernehmen, wenn die Zivilgesellschaft auseinanderfällt. Es gibt keine Möglichkeit vorherzusagen, ob der Mob nach links oder rechts ausschlagen wird, und das ist auch egal, denn ein Mob ist im Grunde genommen in beiden Fällen dasselbe Phänomen. Es ist organisierter Haß und Zerstörung, die Ermutigung zur Spaltung statt zur Einheit.

Eine ehrliche politische Diskussion würde sich um die Unterschiede zwischen diesen beiden Systemen drehen. Vernünftige Menschen können sich darüber streiten, welches System besser gerüstet ist, um unsere Herausforderungen wie Wohlstand, Fairness, Gerechtigkeit, Menschenrechte, Toleranz, Umweltprobleme, eine auf Gesetzen beruhende Zivilgesellschaft, Migration usw. zu meistern.

Vorzutäuschen, daß ein System, das die Freiheit und Initiative des Einzelnen schützt, von Natur aus rassistisch und ungerecht sei, ist intellektuell unredich. Die Herrschaft des Mobs ist auf dem Vormarsch, und zwar schon seit geraumer Zeit (seit etwa sieben Jahren), weil die kollektivistische Vision Mängel aufweist, die von Natur aus in diese Richtung führen.

Dieses endlose Politisieren anstelle einer ehrlichen und klaren Diskussion und einer Anerkennung und Akzeptanz unserer Unvollkommenheiten – wie sie die Verfassungsgeber in unser System eingebaut haben, um die dunkle Seite der menschlichen Natur in Zaum zu halten – ist ein unverantwortlicher Pfad in den Horror.

Um noch einmal die Hauptbeschwerde zu wiederholen, die meinen ursprünglichen Post inspiriert hat: Wir sind vielleicht nicht in der Lage, unsere Differenzen über die kollektivistische versus individualistische Vision zu lösen. Aber eine ehrliche und verantwortungsbewußte Diskussion würde dies als Grundlage der Spannung zwischen uns dauerhaft anerkennen, statt dieser ständigen Politik und falschen Kriegsführung mit fake news.

Dies ist also keine Einladung zu vermehrtem Klagen, mehr Streit und intellektuellen Anbiederung. Es ist einfach ein Plädoyer, ehrlich über die tatsächliche Quelle der Spannung zwischen uns zu sein.

Wir können weiterhin die verschiedenen Versionen der Empörung zum Ausdruck bringen, die wir empfinden – ich weiß, daß ich das tun werde. Ich schlage also nicht einmal vor, daß wir so tun können oder sollten, als stünden wir über allem – ich habe auch nicht vor, so zu tun, als ob. Ich bitte die Menschen lediglich darum, nicht mehr so zu tun, als ob das, worüber wir wirklich streiten, das neueste Meme ist, das über Trump oder über Rassismus oder soziale Gerechtigkeit usw. erstellt wurde. Was wir in Wirklichkeit haben, ist eine ehrliche Meinungsverschiedenheit darüber, welches System am besten geeignet ist, unsere Probleme zu handhaben. Aber die ganze Diskussion ist unter einer Last von Posen, Getue, Schrillheit und dem moralistischen Spielen mit Scham und Schuld versteckt, die eher einer Art neuer Theologie ähneln als einer rationalen Diskussion.

Ein abschließendes Geständnis: Ich habe die Dinge hier in konventionellen politischen Begriffen formuliert, weil dies der Sprache am nächsten kommt, die von allen verstanden werden kann. Aber auf einer noch tieferen Ebene habe ich damit gemeint, daß „die Gründe, warum Menschen Trump hassen, nicht die wahren Gründe sind“, weil mir ist klar, daß der Angriff auf Trump – ein unvollkommenes menschliches Wesen und kein typischer Heiliger – ein Beispiel dafür ist, was der Psychiater/Soziologe Wilhelm Reich als „emotionell pestkranke Reaktion“ bezeichnet hat. Meine zugrundeliegende Behauptung ist, daß die „individualistische Vision“ in Ermangelung eines besseren Ausdrucks eine „biosozial“ gesündere Vision darstellt als die linke/staatliche:

„Gemeint ist die echte Freiheit der persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, die Freiheit von Lebensangst, von ökonomischer Unterdrückung welcher Form immer, die Freiheit von reaktionären Hemmungen der Entwicklung, kurz, die freiheitliche Selbstverwaltung des Lebens. Befreien wir uns von allen Illusionen. In der Menschenmasse selbst wirkt eine reaktionäre, mörderische, entwicklungshemmende Macht, die alle Anstrengungen der Freiheitskämpfer immer wieder zuschanden macht. Diese reaktionäre Macht in den Menschenmassen erscheint als allgemeine Angst vor Verantwortung und als Angst vor Freiheit. Dies sind keine moralischen Werturteile. Diese Angst wurzelt tief in der biologischen Konstitution des heutigen Menschen.“ (S. 294)

„Zivilisation im guten Sinne kann nichts anderes bedeuten als die Schaffung bester Verhältnisse für die Entfaltung der natürlichen Funktionen der Liebe, der Arbeit und des Wissens. (S. 313)

Reich, W. 1946: Die Massenpsychologie des Faschismus. Frankfurt: Fischer TB, 1974.

Ich denke, daß das von den Verfassungsvätern der Vereinigten Staaten konzipierte Regierungssystem einem gesunden politischen System, das bisher von gepanzerten Menschen geschaffen wurde, noch am nächsten kommt. Meiner Meinung nach haben die Linken auf der Straße und ihre Sponsoren und Unterstützer keinerlei Vermögen, ein besseres zu schaffen.

 

Warum ich nicht mehr argumentieren möchte (aber weiterhin meine Meinung äußern werde)

Ich habe dies einem Facebook-Freund geschrieben, der mir zu einem bestimmten Thema mit dem Messenger geschrieben hatte. Ich werde seinen Namen und das Thema aus diesem Beitrag herauslassen, da sie für meine allgemeinen Punkte nicht wichtig sind. Mein Freund, der ein netter Kerl ist, hat versucht, mich zu ermutigen, auf ein Video und einen Artikel zu antworten, die er mir geschickt hat, und das hier habe ich ihm geschrieben:

Ich habe noch nicht geantwortet, weil dies Arbeit erfordert – denn ich werde mich nicht mit einer oberflächlichen Antwort zufrieden geben. Ich muß mir das Video ansehen und es Wort für Wort mit dem Artikel vergleichen. Und ich weiß aus früheren Erfahrungen, was das Ergebnis mit ziemlicher Sicherheit sein wird: eine Verschwendung meiner Zeit, weil ich feststellen werde, daß der Artikel voll Verzerrungen ist.

Ich möchte mich nicht auf endlose Expeditionen in die dunklen Abgründe der Menschen begeben. Das habe ich schon erlebt. Es ist ein Sumpf.

Bevor ich mir das anschaue und lese, stelle ich folgende Vermutung an: Ich glaube, von dem, was ich von dem Kommentator gesehen habe, daß er das ganze nicht leugnet, sondern sagt, daß die Beweise dafür nicht so stichhaltig sind, wie behauptet wird. Ich glaube, er würde sogar sagen, daß es zwar solide Beweise geben könnte, daß aber der Ton der Diskussion ihn vermuten läßt, daß Irrationalität im Spiel ist, zusammen mit verdeckten Motiven verschiedener Art. Er wird auch auf die beteiligten Interessengruppen hinweisen.

Aber was ich anderen jetzt zu sagen habe, ist: mache die Arbeit selbst. Wenn du nicht willst, gut. Aber ich bin nicht mehr daran interessiert, derjenige zu sein, der die Arbeit macht – auch wenn ich sie zusammen mit jemandem mache. Denn typischerweise sagt mir der Tonfall alles, was ich wissen muß – ich kann auf dem Weg in den Dschungel der Fakten aus dem Tonfall das Ergebnis der „Suche nach der Wahrheit“ vorhersagen. Ich bin nicht mehr daran interessiert, auf diese Reise zu gehen.

Darüber hinaus gibt es ein paar Leute, die einen angemessenen Ton anschlagen können – aber ich finde die Diskussion immer noch nutzlos. Sie verzettelt sich wie Treibsand. Weil unsere Prämissen unterschiedlich sind, ist es unwahrscheinlich, daß wir zu einer gemeinsamen Schlußfolgerung kommen. Wir werden unsere Prämissen überprüfen müssen. Und das wird ein sehr langer Weg sein, und ich glaube nicht, daß ich davon profitieren werde.

Ich habe diese Scharaden satt. Es ist immer und immer wieder dieselbe alte Leier: Ich mache die Arbeit und sie hat keine Auswirkungen.

Die Menschen glauben, was sie glauben wollen. Das ist für sie bequem so. Das Denken wird von Emotionen geleitet, nicht umgekehrt. Psychologische Züge bestimmen, wie Informationen gefiltert werden. Ich glaube, das ist ein Naturgesetz. Wir sind alle dazu bestimmt, unterschiedlich zu denken. Deshalb müssen wir lernen, einander zu tolerieren. Ich denke, es ist alles in Ordnung – die Natur hat uns so konzipiert. Das Problem beginnt, wenn eine Seite die totale Macht haben will.

Die Linke ist stark an der Kontrolle und der Zentralisierung der Macht in den Bundesbürokratien – dem nicht gewählten Verwaltungsstaat – interessiert. Die Rechte würde wahrscheinlich auch in diese Richtung gehen, wenn sie es könnte – obwohl, wie ich glaube, in einem geringeren Ausmaß. Aber man wird sehen.

Für jedes Yin wird es ein Yang geben. Die Weisen wissen das. Ich sehe heutzutage nicht mehr viele weise Menschen. Der Westen ist buchstäblich verrückt geworden.

Wir müssen uns vor Extremen hüten. Das Problem ist, daß wir völlig die Fähigkeit verloren haben, uns darauf zu einigen, was extrem ist.

Toleranz ist die Antwort. Die Linke sieht mir überhaupt nicht tolerant aus. Also muß ich mich mit der Rechten verbünden. Ich denke, das ist die Essenz von Trumps Appeal: er ist ein Krieger, der versucht, sich gegen die völlige Vorherrschaft der Linken zu verteidigen. Ich glaube nicht, daß die Linke sich mit der Teilung der Macht begnügt. Ich glaube, die Linke will die totale Kontrolle oder gar nichts.

Ich glaube nicht, daß die Linke auf die Freiheit vertraut oder gar an das Konzept glaubt! Es ist auch klar, daß die Linke den Überzeugungen oder der Intelligenz oder dem Urteilsvermögen oder der Güte des einfachen Mannes – der „Kläglichen“ – nicht vertraut oder sie respektiert und nicht will, daß der einfache Mann sein eigenes Leben bestimmt.

Ich möchte nicht in einer Kommune leben. Ich bin ein Individualist. Es gibt für mich keinen Platz auf der linken Seite. Es dreht sich alles um Kollektivismus.

Es geht um Frieden.

Peace.

 

Über Entzweiung und unsere Vorstellung von Patriotismus

Ich habe das Folgende gepostet und zwei Kommentare erhalten, die ich für interessant halte und die es wert sind, zusammen mit meinen Antworten erneut gepostet zu werden.

DH: Das nächste Mal, wenn du dich in Entzweiung hineinziehen läßt, überlege dies: egal, auf welcher Seite du bist, bist du auf keinen Fall ein Patriot. Du bist ein Narr, der von Mächten manipuliert wird, die keiner von uns vollständig durchschaut.

FM: Sie haben begrifflich recht, aber warum will jemand ein Patriot sein? Ich ziehe das Menschsein der Nationalität vor und sehe wenig bis keinen Wert im Patriotismus.

DH: Ich denke, was Sie sagen, ist ebenfalls konzeptionell richtig: Es ist ein edles theoretisches Ideal, nach dem man streben sollte. Aber die Gefahr – und das ist eine Gefahr des linksextremen Denkens (ich will nicht sagen, daß ich Sie als linksextrem kennengelernt habe) – ist, daß unsere Realität weit vom Ideal entfernt ist und vielleicht immer sein wird. Das führt dazu, daß wir manchmal zwischen verschiedenen Bewegungen in einer Gesellschaft oder zwischen verschiedenen Nationen wählen und ein Urteil darüber fällen müssen, welche kulturelle Bewegung oder Nation den Werten, die wir für richtig und gut halten, näher kommt. Ein Patriot ist also jemand, der diesen Werten gegenüber loyal ist, wenn sie von seiner Nation repräsentiert werden, und der bereit ist, für diese Werte zu kämpfen oder sogar für sie zu sterben. Diese Art von Entscheidungen sind manchmal ziemlich klar, zum Beispiel Nazismus (die echte Art, in Deutschland in den 1940er Jahren) gegen Demokratie. Manchmal ist die Wahl nicht ganz so klar, sagen wir zwischen Demokraten und Republikanern: aber es gibt immer noch eine Wahl, und diese Entscheidungen haben definitiv Konsequenzen. Ein Patriot ist also jemand, der sich für eine Seite entscheidet und für das kämpft, woran er glaubt. In diesem Sinne könnte man sogar anerkennen, daß jemand auf der anderen Seite auch ein Patriot ist. Aber ich denke, Patrioten auf beiden Seiten eines Streits können sich so menschlich und intelligent wie möglich verhalten und nicht unnötig entzweiend auftreten, sondern einfach für das eintreten, was sie für richtig halten.

Es gibt auch ein Problem mit der Idee, der Negierung der Nationen. Es muß Gesetze und eine Regierung geben, weil die Menschen nicht ideal sind. Aber eine große Weltregierung wäre nicht unbedingt gerechter und humaner; tatsächlich neigen absolute Macht und die Zentralisierung von Macht dazu, zu korrumpieren. Wir werden also immer die Notwendigkeit von Nationen haben. Worauf wir ständig hinarbeiten müssen, sind Mechanismen zur friedlichen Beilegung von Differenzen. Aber auch diese Mechanismen haben keine ideale Form, also werden wir vielleicht immer Nationen brauchen. Es wird immer Machtkonzentrationen geben, ob wir sie nun Nationen nennen oder nicht, denn manchmal muß die Macht konzentriert werden, um Dinge zu erreichen. Also brauchen wir letztlich Mechanismen, die die Macht in Schach halten und versuchen, ein Gleichgewicht herzustellen: zum Beispiel die Verfassung der Vereinigten Staaten, für die es sich zu kämpfen lohnt, vor allem die Redefreiheit, die für eine gerechte und gut funktionierende Gesellschaft unerläßlich ist.

FZ: Ich habe das Gefühl ... daß ein Patriot.... zu sein, bedeutet, innerhalb seiner Nation menschlich ... zu bleiben. Ein ... generisches Menschsein ... zu besitzen, kann ... wahrhaftig eine Illusion sein.

DH: Ich stimme zu.

 

Links, rechts oder gegen den Autoritarismus sein?

Mir ist heute abend aufgegangen, daß ich weder links noch rechts bin. Was mich eigentlich besser definiert als jeder dieser Begriffe, ist, daß ich gegen Autoritarismus bin, egal in welcher Form er auftritt. Ich tue das, ohne mir dessen überhaupt bewußt zu sein, es ist einfach meine Natur. Wenn ich Autoritarismus wahrnehme, werde ich stutzig. Ich kann nicht anders, so bin ich einfach; und eigentlich bin ich stolz darauf und ich glaube, ich stamme von einer langen Reihe solcher Menschen ab. Das ist es, was Amerikaner zu sein immer bedeutet hat, bis zu dieser Zeit: Menschen, die sich sträuben, wenn sie auf Autoritarismus stoßen. So einfach ist das. Amerika war schon immer eine „liberale“ Nation in diesem Sinne. Ich bin Amerikaner in der 11. Generation. Meine Vorfahren haben Risiken auf sich genommen und auf der Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung die britischen Inseln verlassen. Sie kämpften in der Revolution und im Bürgerkrieg. Beides Kriege, um die Freiheit vom Autoritarismus zu bewahren, zu verteidigen und voranzutreiben.

Egal welche Seite, ob links oder rechts, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt autoritär verhält, ich werde von diesen autoritären Individuen als Gegenspieler, als auf der anderen Seite stehend, gesehen werden. Ich werde nie ein Verbündeter der „Rotröcke“ [die Kolonialeinheiten des britischen Empire] sein, ich denke, das ist im Grunde genetisch!

Gegenwärtig ist der Autoritarismus auf der linken Seite angesiedelt, und das, was wir jetzt „konservativ“ nennen, ist eigentlich liberal, da jeder wahre Liberale gegen den Autoritarismus ist. Das ist im Grunde das, was „liberal“ bedeutet. Also werde ich derzeit von Leuten auf der Linken als konservativ angesehen; und in gewissem Sinne ist das auch richtig, denn um sich dem Autoritarismus in der heutigen Zeit entgegenzustellen, muß man sich mit den Konservativen verbünden, denn sie sind die einzigen wahren Liberalen, die derzeit übrig sind!

Was heutzutage als „konservativ“ durchgeht, ähnelt eher liberalen Demokraten aus den 1960er Jahren wie JFK, als dem, was früher als konservativ galt.

Im Grunde läuft es auf folgendes hinaus: sage mir nicht, was ich tun soll.

 

Rationale, gesunde Autorität versus Autoritarismus versus neurotische Formen des Antiautoritarismus

Das Problem mit vielen antiautoritären Bewegungen ist, daß sie selbst eigentlich krypto-autoritär oder anarchistisch oder anderweitig neurotisch und damit destruktiv sind. Man muß also lernen, den Unterschied zwischen natürlicher, gesunder Autorität auf der einen Seite und Krypto-Autoritarismus, Anarchie und anderen destruktiven Formen der sozialen Organisation auf der anderen Seite zu erkennen. Oft besteht die Versuchung, sich von neuen Formen des Autoritarismus verführen zu lassen, die vorgeben, die Lösung für ältere Formen des Autoritarismus zu sein. Das gilt besonders in Krisenzeiten, die zu einem gesellschaftlichen, zivilisatorischen oder persönlichen Zusammenbruch zu führen scheinen. Aber das bringt nur mit sich, daß sich der Kreislauf wiederholt. Der Weg, aus dem Kreislauf auszubrechen, besteht im Erkennen, was wahre Freiheit ist und was tatsächlich gesund ist.

 

Über Pseudo-Liberalismus

Ein Facebook-Freund schrieb einen Kommentar als Antwort auf den oben abgedruckten Beitrag „Das Hervorrufen von Schuldgefühlen und Masochismus als eine Form der Gehirnwäsche durch die sadistische Linke: Pseudoliberalismus als sadomasochistische Religion“. Er sei ein Linker und könne nicht sagen, daß der Aufsatz seine Beweggründe richtig widergäbe. Er sei auch der Meinung, daß ich gegen meine eigenen Aussagen verstoße, es wäre wichtig, keine Annahmen über die Motive anderer Leute zu machen. Ich habe ihm folgendermaßen geantwortet:

Mein Beitrag/Essay ist eine Verallgemeinerung, Punkt eins. Punkt zwei, es ist eine tiefenpsychologische Theorie. Ich denke, daß sowohl Verallgemeinerungen als auch tiefenpsychologische Theorien eine potentiell gültige Form des Denkens sind. Ihr Inhalt kann in Frage gestellt werden, aber die Form ist meiner Meinung nach legitim.

Was den Punkt betrifft, daß wir sehr vorsichtig sein sollten, keine Annahmen übereinander zu fällen, denke ich, daß das eher auf individuelle Interaktionen zutrifft als auf Verallgemeinerungen wie diese. Auch wenn ich geschrieben habe, daß man vorsichtig sein soll, keine Annahmen über andere Menschen zu treffen, beziehe ich mich darauf, Annahmen über die bewußten Motive anderer Menschen zu machen. Das ist etwas anderes, als eine Theorie über im Wesentlichen unbewußte Funktionen aufzustellen, wie ich es in dem Aufsatz tue. Es ist also etwas anderes, als jemandem etwas zu unterstellen. Es ist im Grunde eine Theorie über eine psychische/soziologische Krankheit. Es ist also genausowenig eine Anschuldigung, wie zu behaupten, daß jemand Krebs oder eine Herzkrankheit hat. Vielleicht ist die Theorie falsch, aber ich denke nicht, daß es falsch ist, sie als Theorie in den Raum zu stellen, im Gegensatz zu dem Versuch, sie als Keule zu benutzen, um jemandem auf den Kopf zu schlagen oder jemanden zu beleidigen oder als Entschuldigung dafür, gemein oder aggressiv zu sein. Und ich vertrete nicht den Standpunkt, daß, wenn eine Person einfach versucht, etwas zu beschreiben, von dem sie glaubt, daß es wahr ist, oder eine Meinung zu äußern, auch wenn es vielleicht die Gefühle der anderen Person verletzt oder sie beleidigt oder ängstlich macht, das bedeutet, daß die Person, die die Meinung äußert, aggressiv ist und die Meinung nicht äußern sollte. Mit anderen Worten: Ich glaube nicht daran, daß politische Korrektheit die aufrichtige Suche nach der Wahrheit ausstechen sollte.

Vielleicht gibt es hier auch ein semantisches oder klassifikatorisches Problem, das relevant ist. Vielleicht lohnt es sich nicht wirklich, darauf einzugehen, aber wenn du dich selbst als Linken bezeichnest, würde mich interessieren, ob du dich als Liberalen oder als etwas links vom Liberalen siehst. Ich verwende hier den Begriff Pseudoliberalismus, der von einem Kollegen von mir, Dr. Charles Konia, in seinen Büchern The Emotional Plague und Neither Left Nor Right geprägt wurde, die beide bei Amazon erhältlich sind. Ich werde die Links zu diesen Büchern bei Amazon in diesen Beitrag einfügen:

The Emotional Plague: The Root of Human Evil

Neither Left Nor Right: Preventing America's Decline Into Socialism

Konia definiert einen Pseudoliberalen als jemanden, der eigentlich deutlich links von liberal steht, dies aber entweder nicht wirklich erkennt oder sich bis zu einem gewissen Grad bewußt hinter einer liberalen Fassade versteckt. Nach Ansicht von Dr. Konia, und ich denke, da ist etwas dran, sind Liberale und Konservative im Grunde natürliche biologische Subtypen. Es gibt Untersuchungen, die Konias Ansicht zumindest teilweise unterstützen. Die Forschung gibt an, daß es eine genetische Komponente für die politische Orientierung gibt. Nach Konias Ansicht sind sowohl Liberale als auch Konservative relativ gesunde natürliche Typen im Gegensatz zu denen, die links oder rechts von diesen Typen stehen, und je weiter links oder rechts, desto kränker sind sie. Wenn in meinem kleinen Aufsatz also der Pseudoliberale beschrieben wird, ist damit jemand gemeint, der deutlich links von liberal steht, insbesondere jemand, der diese Tatsache entweder vor sich selbst oder vor anderen oder vor beiden leugnet.

In dieser Sichtweise sind die extreme Rechte und die extreme Linke eigentlich Formen von medizinischer/psychologischer/soziologischer Krankheit. In dieser Hinsicht sind sie nicht „böse“, sondern einfach krank. Genau wie bei jeder anderen Krankheit muß es eine Diagnose geben, und da die politische Krankheit ansteckend ist, muß die Krankheit identifiziert und „unter Quarantäne gestellt“ oder durch die Ausübung der Meinungsfreiheit „behandelt“ werden; freie Rede, die eingesetzt wird, um die Krankheit zu identifizieren und zu entlarven.

 

Über Autoritarismus, rechts und links

Ein Facebook-Freund schrieb einen Beitrag, in dem er die Taliban mit „republikanischen Politikern“, „Evangelikalen“ und amerikanischen „weißen Männern“ im allgemeinen verglich. Es folgen Auszüge aus einem Kommentar von Mike, einem seiner Facebook-Freunde, und meine Antwort an Mike:

Mike: Es stimmt, daß die furchterregendsten Terroristen unter uns leben. Wir sollten jedoch aufhören, es als „Terrorismus“ zu bezeichnen, als ob es etwas außergewöhnliches wäre. Faschistischer Autoritarismus ist seit Tausenden von Jahren eine gängige politische Haltung. Vielleicht 40% der Menschheit sehnen sich nach einer Vaterfigur, die sie mit eiserner Hand beschützt. Die organisierte Religion spielt dabei eine große Rolle, indem sie ihre autoritären Diktate mit „gottgegebener“ Autorität untermauert. Wenn die Taliban an der Macht sind, werden sie sich kaum von den Saudis, den Iranern oder bestimmten derzeitigen republikanischen Gouverneuren unterscheiden. Wir, die verbleibenden 60% Amerikas, sind in einen Kampf auf Leben und Tod um die Macht mit diesen Faschisten unter uns verwickelt, die mehr und mehr zu terroristischen Taktiken greifen. Wir sollten aufhören, uns von dem ablenken zu lassen, was sich auf der anderen Seite des Planeten zuträgt, und uns mit dem befassen, was hier passiert.

Meine Antwort an Mike: Unterscheiden Sie „faschistischen Autoritarismus“ von anderen Formen des Autoritarismus? Und denken Sie, daß Autoritarismus auf die Rechte beschränkt ist? Und ist Autoritarismus in Ordnung, wenn er von der Linken ausgeht? Und ist es möglich, daß Menschen auf der Linken sich auch nach väterlichen Figuren (Stalin, Mao) oder anderen Arten von Regierungsstrukturen sehnen, die sie „mit eiserner Hand beschützen“?

Und würden Sie sagen, daß es eine Form des „Faschismus“ der Linken geben kann? Zum Beispiel Nationalsozialismus, italienischer Faschismus, sowjetischer Kommunismus und chinesischer Kommunismus? Der Nationalsozialismus und der italienische Faschismus unterschieden sich natürlich inhaltlich in vielerlei (aber nicht in jeder) Hinsicht vom sowjetischen und chinesischen Kommunismus, aber in der Form waren sie sicherlich nicht völlig verschieden.

Die oberflächlichen Haltungen (Fassaden) der Rechten unterscheiden sich von denen der Linken: Die Rechte neigt zu offener Aggression, während die Linke trotz der idealistischen und brüderlichen Fassade genauso aggressiv oder noch aggressiver ist. Die Zahl der Toten ist auf beiden Seiten ähnlich hoch. Und ich denke, das ist gegenüber der Linken großzügig.

 

Emotionaler Ton und die Wahrheit

Wenn ich ein Thema auf Facebook oder in einer Konversation im wirklichen Leben diskutiere, achte ich genau auf den emotionalen Tonfall in der Stimme einer Person oder auf die Art und Weise, wie sich die Person schriftlich ausdrückt. Wenn ich eine feindselige oder abwehrende Haltung oder einen Erregungszustand wahrnehme, deute ich das als ein Zeichen dafür, daß die Person bewußt oder unbewußt unsicher ist, was die Wahrheit dessen angeht, was sie ausdrückt. Die Wahrheit braucht keine Einschüchterung; tatsächlich wird die Botschaft der Wahrheit durch jede Art von Einschüchterung oder wertender Haltung beeinträchtigt. Eine offene, freundliche, akzeptierende, entspannte und tolerante Haltung ist einem wahrheitsgemäßen Austausch weitaus zuträglicher als eine feindselige, abwehrende, aufgeregte, anklagende oder verurteilende Haltung. Wenn eine Diskussion nicht offen und freundlich geführt wird, sollte man das meiner Meinung nach als ein Zeichen dafür nehmen, daß etwas nicht der Wahrheit entspricht. In der Tat ist dies eine der Hauptmethoden, mit denen ich Mitteilungen aussortiere, in einer Art „Triage“-Verfahren.

 

Bewußte versus unbewußte Prozesse in der Politik und die Beziehung zwischen Denken und Fühlen

Ich habe die folgende Behauptung aufgestellt:

„Angst, Wut, Voreingenommenheit und Projektion haben die Neugier ersetzt.“

Eine Facebook-Freundin schrieb die folgenden kurzen Kommentare, und ich schrieb ihr einige Antworten, die ich ein wenig erweitert habe:

A: Meiner Meinung nach ist es induziert worden.

Ich: Auf jeden Fall. Obwohl ich das Gefühl habe, daß diese Art von Prozessen, die absichtlich oder konspirativ erscheinen können, wahrscheinlich außerhalb des Bewußtseins der Menschen ablaufen, die das Induzieren zu Verantworten haben.

A: Sicher?

Ich: Ich versuche, mir der Dinge nicht zu sicher zu sein.

Es ist nur so, daß das, was Sie beschreiben, im Grunde genommen böse ist; und ich glaube nicht, daß sich jemand wirklich erlaubt, sich selbst als böse zu betrachten. Daher scheint es mir, daß diese Prozesse außerhalb des bewußten Wahrnehmens stattfinden. Sie sind stark rationalisiert, so daß die Menschen kein Verantwortungsgefühl für das Böse hegen müssen.

Ich glaube, einer der großen Denkfehler besteht darin, daß wir die Rolle bewußter im Vergleich zu unbewußten Prozessen weit überbewerten. Und wir überschätzen die Macht des Bewußtseins, Veränderungen in uns selbst oder in anderen herbeizuführen, bei weitem. Ich würde sagen, daß diese Veränderungs- und Motivationsprozesse grundlegend emotional sind und tief in unserem plasmatischen Sein verankert sind, mit anderen Worten, tief in unserem „Charakter“, unserer charakteristischen Art, psychologisch zu funktionieren. Sie sind also sehr „konservativ“ in dem Sinne, daß sie sich nicht leicht verändern lassen.

Und ich würde sagen, daß diese Unterschiede im Charakter (der „Gefühlsstil“) die starken viszeralen/emotionalen/psychologischen Reaktionen erklären, die wir alle aufeinander haben, zum Beispiel im Bereich der Politik, die mir ein Bereich zu sein scheint, in dem es im Wesentlichen um primäre, tiefere charakterologische Prozesse geht, die dann in sekundäre, oberflächlichere politische Ideen umgesetzt werden.

Es scheint mir also, daß das Denken selbst meist ein „sekundärer“ Prozeß ist, ein Vorgang, der durch tiefere Prozesse in unserem Charakter bedingt ist, die meist unbewußt sind. Meiner Meinung nach entstehen die Gedanken zum Großteil aus tieferen, primären, plasmatischen/emotionalen Vorgängen.

 

Schuldgefühle und Bewegung

Mir scheint, daß jede gescheiterte gesellschaftliche Bewegung in der Geschichte der Menschheit, ob rechts oder links oder irgendeiner anderen Art, mit der Ausnutzung der Schuldgefühle der Massen begann. Das gilt für viele, wenn nicht alle großen Weltreligionen. Es trifft auch auf jede „revolutionäre“ Bewegung seit der Französischen Revolution zu. Ob es sich nun um eine mystische Religion oder eine mechanische Religion wie Sozialismus und Kommunismus handelt, in jedem Fall ist der Ausgangspunkt der Versuch, vom Schuldgefühl zu befreien: das Gefühl, nicht gut genug zu sein; das Gefühl, nicht rein genug zu sein; das Gefühl, nicht stark genug zu sein; das Gefühl, nicht selbstlos genug zu sein; das Gefühl, nicht gerecht genug zu sein; das Gefühl, nicht wissend genug zu sein; das Gefühl, nicht fürsorglich genug zu sein; das Gefühl, nicht gewissenhaft genug zu sein; das Gefühl, nicht liebenswert genug zu sein; das Gefühl, böse zu sein; das Gefühl, isoliert und allein zu sein; das Gefühl, hilflos zu sein; das Gefühl, Angst zu haben; usw. usw.

Und der Grund für das Scheitern all dieser Bewegungen liegt darin, daß es nicht gelingt, das Wesen der Schuld zu verstehen.

Ich würde sagen, daß Schuld auf dem Gefühl beruht, festzustecken; dem Gefühl, nicht in der Lage zu sein, zu geben und zu lieben; nicht in der Lage zu sein, sein volles Potential auszuschöpfen, effektiv zu sein; dem Gefühl, von der Natur und von anderen Menschen und der Sinnhaftigkeit entfremdet zu sein, dem Gefühl, nicht liebenswert genug zu sein.

Dieses Gefühl des Feststeckens wird dann zum Ausgangspunkt für Ideologien, die eine Lösung für das Feststecken und das daraus resultierende Schuldgefühl anbieten. Das Versprechen ist, daß die neue Ideologie dich von deinem Feststecken befreien und dir das Gefühl geben kann, ganz und wertvoll und wieder Teil von etwas Sinnvollem zu sein. Eine neue Familie, die dir ein neues Leben schenkt, etwas Schönes, etwas Liebevolles, etwas, in dem du alles geben kannst, in dem du dich sicher und geliebt fühlst und in dem sich andere Menschen sicher und geliebt fühlen können. Eine neue Lösung für die Probleme der Menschheit.

Das Problem ist jedoch, daß das Feststecken eigentlich in einem selbst begründet ist. Es stimmt, daß es die Art der Beziehung zu anderen und zur Welt im allgemeinen betrifft. Aber die Lösung für das Feststecken, für die Schuld, ist keine neue Ideologie, die einem von außen aufgezwungen werden kann. Das Feststecken im Inneren muß durch eine Bewegung von innen heraus gelöst werden, durch die Wiederherstellung von Bewegung. Diese Bewegung kommt nicht primär von außen.

Sich selbst zu kritisieren, ist keine Lösung. Andere zu kritisieren ist auch nicht die Antwort. Die Erfindung einer neuen Art von Moral oder Ideologie ist nicht die Antwort. Die Antwort ist einfach Bewegung. Und diese Bewegung muß von innen kommen. Die Frage ist also:

Was hindert dich daran, dich zu bewegen? Ist es etwas außerhalb von dir? Nicht wirklich. Es ist etwas in dir selbst.

Und die Moral? Die Moral kommt auch nicht von außen. Sie kommt aus deinem Inneren.

Deshalb kann keine Ideologie, auch kein politisches System, dich moralisch machen oder dich von deiner Schuld befreien. Nur dein eigenes Handeln, deine eigene Bewegung, kann die Festgefahrenheit auflösen und dich befreien.

Glaube nicht den Krämern der Erlösung. Rette dich selbst und die Menschen, die du liebst, und es wird sich von dort aus ausbreiten.

[Diese Gedanken wurden durch die erneute Lektüre von Kapitel 2 des Buches Äther, Gott und Teufel (1949) von Wilhelm Reich inspiriert.]

 

 

zuletzt geändert
03.10.21

 

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